Zu sehen sind über 100 Werke aus der Sigg Collection. Dazu zeigt das MAK Handwerkskunst aus China, Japan und Korea, das seit der Gründung vor über 150 Jahren einen Schwerpunkt des Museums bildet. Uli Sigg, Jahrgang 1946, begann Mitte der 1990er Jahre, die weltweit repräsentativste Sammlung chinesischer Kunst aufzubauen. Als Journalist, Unternehmer und Schweizer Botschafter in China, Nordkorea und der Mongolei erlebte er die Umbrüche Chinas. Auch förderte Sigg zahlreiche internationale Künstlerkarrieren wie jene von Ai Weiwei.
Der Titel der Ausstellung “Chinese Whispers. Neue Kunst aus der Sigg Collection”bezieht sich auf das Kinderspiel „Stille Post“, in dem Nachrichten von Ohr zu Ohr weitergeflüstert und verfälscht werden. Bis heute sind in China die Einflüsse des Sozialistischen Realismus und die Zensur spürbar. Dennoch griff in kürzester Zeit eine neue Generation chinesischer KünstlerInnen moderne Strömungen des Westens auf und reagiert auf die politische und gesellschaftliche Situation. Die kontroverse Rolle des Individuums, feministische Aspekte der Revolution und die Auflösung des privaten Raums werden in Chinese Whispers in einer Vielzahl von Arbeiten spürbar.
Kulturelle Produkte sind in China traditionell nicht immer an eine individuelle Autorenschaft gebunden, sondern entstehen oft im Kollektiv. Gerne werden Muster und Systeme aufgenommen und Vorbilder adaptiert. So haben Ost und West ambivalente Auffassungen von Original, Kopie, Interpretation und Fälschung. In der von der Sigg Collection in Auftrag gegebenen Installation “Descending Light with A Missing Circle”, 2017, untersucht Ai Weiwei die Grenze zwischen bildender Kunst und Design im Spiegel der Geschichte. Ein scheinbar auf den Boden gestürzter Luster aus roten Glasperlen verweist auf den Verfall der modernen Gesellschaft. Wen und was Ai Weiwei damit genau meint wäre interessant.
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MAK
Stubenring 5
1010 Wien
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