Alljährlich zur Handwerksmesse und Münchner Schmuckwoche zeigt die Pinakothek der Moderne das Werk eines renommierten internationalen Schmuckkünstlers oder einer Schmuckkünstlerin: In diesem Jahr ist in der Rotunde das Werk von Warwick Freeman zu sehen. 1953 in Nelson, Neuseeland, geboren, schuf er in fünf Jahrzehnten ein Lexikon der uns umgebenden Zeichen – von der kulturellen Symbolik des Hakens und des Sterns bis hin zum Herz, gearbeitet aus der Schlacke der Vulkaninsel Rangitoto vor der Küste Aucklands. Seine Arbeiten erzählen sehr einfühlsam von der Kultur und von der Geschichte seines Landes, in der Sprache der Māori Aotearoas genannt. „Trägt man ein Schmuckstück Warwick Freemans, dann vermittelt es etwas von dem, was man als NeuseeländerIn selbst ist und wie man gelebt hat“, heißt es in Neuseeland. Warwick Freeman ist nie müde geworden, vor diesem Hintergrund nach den richtigen Antworten für den zeitgenössischen Schmuck zu suchen.

Warwick Freeman, Broschen White Ghost, Orange Ghost, Green Ghost, 2003. Corian, Stahl. Courtesy Die Neue Sammlung – The Design Museum, Foto Die Neue Sammlung (Alexander Laurenzo).
Selbst ein Pākehā, wie die indigenen Māori Neuseelands die Nachfahren mit europäischen Wurzeln nennen, spiegelt Freemans Arbeit ein tiefes Nachdenken über die Konstruktion von Identität wider in einem Land, das die Kultur der Maori, Polynesiens und der europäischen Siedler sein Eigen nennt. Er findet seine Formen als ‚Abfälle‘ des täglichen Lebensraumes, als Reste der Kolonialisierung wie in der reichen Geologie des Landes. Sie liefern ihm einen reichen Fundus an Materialien wie das millimeterdicke Perlmutt der Riesenmuschel, die irisierende Innenhaut der Paua, einer Regenbogen-Abalone, oder den Pounamu, einen Grünstein, und Erzählungen, aus denen er schöpfen kann.
„Hook Hand Heart Star“ – Die vier Nomen, die den Titel der Ausstellung in München bilden, sind inspiriert von Freemans erster Zusammenstellung solch zeichenhafter Arbeiten aus dem Jahr 1987: „Fern Fish Feather Rose“, die sich heute in der Sarjeant Gallery „Te Whare o Rehua Whanganui“ befinden. Dieses Werk war für ihn der Anstoß, über die Kraft der Komposition von Zeichen und Formen nachzudenken, die anstelle von Worten dank ihrer emblematischen Lesbarkeit Geschichten vermitteln.
Für ein Umdenken im Schmuck
Warwick Freeman begann 1972 mit der Herstellung von Schmuck. 1982 nahm er an einem einwöchigen Workshop teil, den der Münchner Hermann Jünger, Goldschmied und Professor an der Münchner Akademie der Bildenden Künste, in Nelson hielt. Als prominentes Mitglied der Auckland Schmuck-Kooperative Fingers gehörte Freeman in den 1980er-Jahren schließlich zu denjenigen, die für ein Umdenken im neuseeländischen Schmuck antraten. Seit dieser Zeit nahm er auch an internationalen Ausstellungen teil. 2002 erhielt er für sein künstlerisches Werk den Preis der Francoise-van-den-Bosch-Stiftung und den Laureate Award der Arts Foundation of New Zealand. 2013 hielt er auf Einladung der Neuen Sammlung einen vielbeachteten Vortrag über sein Werk in der Pinakothek der Moderne München. 2014 kuratierte Freeman gemeinsam mit dem Schmuckkünstler Karl Fritsch die Ausstellung Wunderrūma, die zunächst in der Galerie Handwerk in München und danach in der Auckland Art Gallery Toi o Tāmaki gezeigt wurde.
2004 wurde Freeman zum ersten Vorsitzenden von Objectspace Auckland ernannt, einer staatlichen Galerie, die sich der Ausstellung von Kunsthandwerk, Design und Architektur widmet.

Warwick Freeman, Broschen Flower Star, 1992 , Hard Star und Soft Star, 1991. Bailer Muschel, Jaspis, Gold, Edelstahl, Perlmutt. Courtesy Die Neue Sammlung – The Design Museum. Dauerleihgabe der Danner-Stiftung, München, Foto Eva Jünger.
Seine Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen in Neuseeland und weltweit in Museen: Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa, National Gallery of Australia, Canberra, National Gallery of Victoria, Melbourne, Victoria & Albert Museum, London, LACMA, Los Angeles, Houston Museum of Fine Arts, Stedelijk Museum, Amsterdam und in der Neuen Sammlung – The Design Museum, München.
Die Ausstellung ist eine Kooperation von Objectspace, Auckland, und der Neuen Sammlung – The Design Museum / Pinakothek der Moderne, München. In enger Zusammenarbeit kuratiert von Warwick Freeman, Kim Paton, Direktor, Objectspace, Dr Bronwyn Lloyd, Kurator, Objectspace, und Dr. Petra Hölscher, Oberkonservatorin, Die Neue Sammlung.
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Pinakothek der Moderne,
2. Og Rotunde
Barer Straße 40
80333 München - Eröffnung: 14. 03. 2025, 19 Uhr
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