Die Bandbreite von exzellentem Handwerk, ausgereiftem Design und unterschiedlichen Kunstgattungen ist heute größer und vielschichtiger denn je. Erfreulich dabei ist eine wachsende Toleranz und Akzeptanz zwischen den Disziplinen. Zwar sind die historisch gewachsenen Barrieren – etwa zwischen Bildender Kunst und Kunsthandwerk – längst nicht verschwunden, doch sie sind heute durchlässiger denn je. Diese Entwicklung findet gleichzeitig in vielen Ländern und Kulturen statt und ist ein Zeichen der Hoffnung angesichts der politischen Zerrissenheit unserer Zeit.
So gestalten und produzieren zum Beispiel in der Mayer’schen Hofkunstanstalt, München, KünstlerInnen und HandwerkerInnen aus vielen Ländern einzigartige Glasmalereien und Mosaiken für Kirchen, moderne Gebäude sowie für private und öffentliche Räume. Ira Mazzoni, Text, und Ulrike Myrzik, Fotografie, geben Einblick in ein innovatives Traditionsunternehmen, das von Petra und Michael Mayer in der fünften Generation geleitet wird.

Kunst im öffentlichen Raum aus der Mayer’schen Hofkunstanstalt: Nick Caves Mosaiken Each One, Every One, (im Bild) und Equal All, 2022, in der Grand Central Subway station am Time Square. © Mayer of Munich, Nick Cave, NYC, commissioned by MTA Arts & Design. Photo MTA /Trent Reeves.
Welch ein Kontrast dazu die „Welt aus Holz“ der Familie Sanktjohanser in Uffing am Staffelsee. Vater Hubert und Sohn Matthias geht es um funktionale Möbel in klarem Design von hoher Präzision. Die Fertigung in der bayerischen Schreinerei ist ein Gegenkonzept zu industrieller Massenware – ein zentrales Thema dieser Zeitschrift von Beginn an. Julia Metzdorf hat den Familienbetrieb besucht, in dem die ästhetische Kompetenz auch weiblicher Natur ist.

Die Möbel von Sanktjohanser sind ein Gegenkonzept zu industrieller Massenware. Vater Hubert und Sohn Matthias gestalten durchdachte Möbel in klarem Design, gefertigt in hoher Präzision. Foto Ulrike Myrzik.
Bei den faszinierenden Frauenporträts in der Fotokunstausstellung des CODA-Museums Apeldoorn geht es nicht zuletzt um die Bedeutung persönlicher Dinge. Die US-Amerikanerin Sarah Cooper und Nina Gorfer aus Österreich sind weit gereist, um mit Frauen über Migration, Vertreibung, Feminismus und kulturelle Identität zu sprechen. Mit diesen Erfahrungen porträtierten sie Frauen aus ihrer lokalen Gemeinschaft, die entweder als Flüchtlinge nach Schweden gekommen sind oder der zweiten Generation von Einwanderern angehören. Alle Porträtierten wurden gebeten, etwas mitzubringen, das mit ihrer Identität oder Kultur verbunden ist oder sich seit Generationen im Familienbesitz befindet. Wir danken dem CODA-Museum und dem Künstlerduo Cooper & Gorfer für die prächtigen Fotos und eine Sichtweise, die in der aufgeheizten politischen Diskussion weitgehend ignoriert wird.

Shadi oder das “Girl with Many Hands, 2018. Aus der Serie Between These Folded Hands, Utopia [Zwischen diesen gefalteten Händen]. Fotokunst von Cooper & Gorfer im CODA Museum Apeldoorn. Noch bis 18. Mai 2025. www.coda-apeldoorn.nl
Curators‘ Choice – Kurzporträts, ausgewählt von führenden KuratorInnen
Auch die Rubrik Curator’s Choice, an der KuratorInnen weltweit mitwirken, offenbart die fließenden Grenzen zwischen Kunst, Handwerk und Design. Die Holzplastiken von Konrad Koppold, die textilen Werke von Hanne Friis, der Schmuck von Rudee Tancharoen sowie die Keramikobjekte von Yoshikawa Masamichi, sie alle beinhalten exzellentes Handwerk und Kunst auf beispielhafte Weise.

Konrad Koppold, ausgewählt von Eleonora Raspi, Kuratorin der Galerie Kalpa, Italien. Holzobjekt Freiform, 2024. Eiche, geräuchert, außen gebürstet, gekalkt und geseift, innen geschwärzt und geölt, 45 x 35 x 35 cm. © Konrad Koppold.
Interviews
Auch die Londoner Galeristin Sarah Myerscough bewegt sich mit ihrem Konzept an der Schnittstelle von Kunst, Handwerk und Design. Ganz offenbar ist schöpferische Vielfalt eine verbindende, integrierende Kraft – und was kann wichtiger sein in der Welt von heute.
„Materialbasierte Kunst“ betitelt die Osloer Galleri Format ihr Ausstellungskonzept. Die erste Ausstellung des Jahres 2025 war dem Schmuckkünstler Sigurd Bronger gewidmet. Irija Øwre zur Situation der Schmuckkunst in Norwegen.
Review
Sonderschau Schmuck 2025 in München. Schmuck kann Kunst sein. Das beweist seit Jahrzehnten die Schmuck auf der Internationalen Handwerksmesse in München, die in diesem Jahr vom 12. bis 16. März stattfindet.
Schmuckdesign 2025. Es ist Ausdruck eines modernen Geistes und hat sich einen festen Platz in der Schmuckkultur der Gegenwart erobert. Neuheiten führender deutscher DesignerInnen.
Art in Gold. Eine Ausstellung im Benaki Museum in Athen zeigt hellenistischen und davon inspirierten zeitgenössischen Schmuck aus Griechenland, Italien und Deutschland.
Löffel Lust. Das Nederlands Zilvermuseum Schoonhoven ehrt den Pionier der Schmuckkunst Paul Derrez mit der Ausstellung Celebrating Life.
Interazione. Ausstellung bei Isabella Hund in München mit Maria Rosa Franzin und Gigi Mariani aus Italien – ein Highlight während der Münchner Schmuckwoche.
Bernard Heesen: Verre Brut. Niederländische Glaskunst bei Brutto Gusto in Berlin. Die Anspielung auf die Art Brut ist nicht zufällig und ist ebenfalls ein Beleg, wie sich Kunst und Handwerk durchdringen.
In der Ausstellung Zukünfte im Grassi Museum Leipzig, kuratiert von Sabine Epple und Silvia Gaetti, geht es um die zukünftige Rolle von Design in der Gesellschaft. Kann Design die Vernetzungsrolle zwischen Forschung, Industrie und Gesellschaft übernehmen? Schnuppe von Gwinner ist optimistisch.

Ausstellung Zukünfte im GRASSI Museum Leipzig. Jacke aus gewebten Baumrindenstreifen. Charlotte Wenig hat sie in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung entwickelt. Noch bis 24. August 2025. grassi-leipzig.de
Die jüngste Ausgabe von Art Aurea hat mit Umschlag 92 Seiten. Sie ist gestaltet und gedruckt wie ein Kunstbuch und ist in führenden Galerien und Geschäften für Angewandte Kunst und Schmuck erhältlich.
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