Wandel gestalten

Anspruchsvolle (Kunst)Werke bewegen uns und bergen das Potential zum Wandel. Dies zeigt die neue Art Aurea, Ausgabe 51, Frühjahr 2023.

Vor rund 50 bis 60 Jahren fand in allen Bereichen des Kunsthandwerks, gerne auch angewandte Kunst genannt, gravierende Veränderungen statt. Über die Protagonisten des neuen, künstlerischen Schmucks und des modernen Schmuckdesign jener Zeit haben wir ausgiebig berichtet, national wie international. Auch der Wandel und die aktuellen Entwicklungen in der kunsthandwerklichen Keramik und anderer Bereiche des Kunsthandwerks war immer wieder Thema von Art Aurea in Porträts, Nachrufen und Ausstellungsbeiträgen.

Schön, dass diese kulturhistorische Arbeit nun durch einen Blick von der Insel, um es präzise zu sagen, aus England, ergänzt wird. In ihrem jüngst neu aufgelegten und um die 2010er Jahre erweiterten Buch Seeing Things – Collected Writing on Art, Craft and Design bespricht die Keramikkünstlerin und Autorin Alison Britton wegweisende Ausstellungen, setzt sich mit dem Verhältnis von Kunst und Handwerk auseinander, fragt, ob das Denken in Disziplinen noch relevant ist und in welche Traditionen ihre eigenen Arbeiten passen. Thimo te Duits, Kunsthistoriker, Autor und Kurator aus den Niederlanden, hat in seinem Beitrag wesentliche Aspekte zusammengefasst.

1980 begann Alison Britton ihr Buchprojekt Seeing Things – Collected Writing on Art, Craft and Design. 2022 ist die Neuauflage bei Occasional papers erschienen. Foto Sam Bakewell.

Auch das Porträt über Eva Maisch zeigt einen Wandel, dessen Bedeutung weit über das Kunsthandwerk hinaus geht. Unterstützt von ihrem Mann Walter Jäckl hat die fränkische Galeristin und Goldschmiedin seit 2004 in der Würzburger Sterngasse Arbeiten von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern aus fast allen Bereichen ausgestellt. Bis auf einige Goldschmiedewerkstätten war die Domstadt am Main zuvor ein weißer Fleck auf der Landkarte künstlerisch-handwerklicher Gestaltung. 2019 lud das Paar ihre inzwischen gut informierte Kundschaft erstmals in das nahegelegene Weindorf Lindelbach ein. Den Wandel von einem ehemaligen Bauernhof zu einer Oase und einem Treffpunkt für anspruchsvolles Kunsthandwerk haben Julie Metzdorf, Text, und Ulrike Myrzik, Fotografie, dokumentiert. 

Ein Leben für und mit Kunst, Handwerk und Design. Die Galeristin und Goldschmiedin Eva Maisch in ihrem Haus in Lindelbach. Foto Ulrike Myrzik.

Alide und Dieter Amick sind gerade dabei, ein Stück Industriekultur des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts zurückzuholen. Begonnen hat alles mit einem Besuch auf einem Flohmarkt in München, wo sie mit einem alten Rowac-Schemel geliebäugelt hatten. Aufmerksam gemacht durch den Galeristen André Kirbach hat uns das Paar seine bemerkenswerte Geschichte erzählt. Sie offenbart, dass man sich dem rasanten Wandel, der bedenkenlos auch gute Dinge hinwegfegt, entgegenstellen kann. 

Bereiten das Revival eines Designklassikers vor: Alide und Dieter Amick hier in ihrer Wohnung in Leipzig.

Weitere Themen in Art Aurea, Ausgabe 51, Frühjahr 2023

In der Rubrik „Arts Crafts World“ stellen wir diesmal vier GestalterInnen vor:

Gigi Mariani. Durch permanente Forschung hat der Goldschmied aus Modena die historische Technik des Niello zu einer neuen Reife entwickelt. 

Mareike Lienau. In Nepal fand die Berliner Designerin eine traditionelle Manufaktur, die ihre Teppichentwürfe in höchster manueller Qualität herstellt.

Dagmar Christina Gerke. Fotos als Inspiration für Dimensionen, Proportionen und Farben. Schalen und Zylinder aus Glas, in denen sich zwei Kulturen begegnen.

Matthias Gschwendtner. Bei seinen Stühlen stehen präzise gefräste Flächen im Kontrast zur Rinde und bilden die Schnittstelle zwischen Natur und Technik. 

Review – wichtige Ausstellungen und Wettbewerbe 

20. Silbertriennale International 2022, Die Arbeiten der Gewinner.

Teximus Vier. Triennale der Textilkunst im schweizerischen Zug.

In Bergen schön heißt dieses Arbeit, die Regula Weber auf der Teximus Vier zeigt. Grafit auf Passpartoutkarton, 110 × 105 cm. In Erinnerung an ihre an Demenz erkrankte Mutter, die sich beim Stricken an vertraute Bewegungen klammerte. Foto Felix Streuli.

Handwerk & Design 2023. Die Sonderausstellungen auf der Internationalen Handwerksmesse München.

Schmuck als reine Kunstform. Die Ausstellung Schmuck setzt die Maßstäbe.

Schmuckdesign 2023. Schlicht, aber edel. 

Die gute Moderne. Ausstellung im Grassi Museum für Angewandte Kunst, Leipzig. 

Seladon aus Longquan. Die Galerie Marianne Heller, Heidelberg, zeigt chinesische Meister. 

Kamazawa 2022. Japanische Glaskunstausstellung als weltweites Schaufenster für zeitgenössische Glaskunst.

Art Aurea Ausgabe 51, Frühjahr 2023, hat inklusive Umschlag 92 Seiten und ist erhältlich in führenden Galerien und Spezialgeschäften für 12 Euro (EU 14 euros) sowie im Abonnement. Bestellungen per Mail an  artaurea@pressup.de oder unter: https://artaurea.de/abonnement/