Die gute Moderne

Von der Passion, Design zu sammeln. Jetzt im Grassi Museum Leipzig.

Das Grassi Museum für Angewandte Kunst präsentiert gegenwärtig in seiner Art déco-Pfeilerhalle rund 600 Entwürfe von über 60 internationalen DesignerInnen aus der Sammlung des Ehepaares Inge und Wilfried Funke. Lange Jahre schenkte das Paar immer wieder kleinere Konvolute an das Museum und vermachte letztlich seine gesamte Sammlung von rund 10.000 Einzelobjekten an das Leipziger Museum. Obwohl die Ausstellung nur einen kleinen Teil der riesigen Kollektion von Geschirren, Vasen, Bestecken, Möbeln, Lampen und Geräten zeigt, erhält der Besucher einen spannenden Überblick über das Industriedesign des 20. Jahrhunderts, beginnend von der Bauhausära über die Nachkriegszeit bis weit in die 1970er Jahre. Dabei wird immer wieder auch das Phänomen ‚Sammeln‘ selbst thematisiert.

Kaffeeservice Urbino, Trude Petri entwarf die Form 1947. Das Schwammtupfen-Dekor stammt von Enzo Mari, 1995. Porzellan, gegossen, glasiert, Staatliche Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM).

Fonduetöpfe Købenstyle, Stahl, emailliert, Gußeisen. Entwurf 1954 von Jens Harald Quistgaard für Dansk Designs (Vertrieb).

Teekanne Central Park, Entwurf von Mikaela Dörfel für die Porzellanmanufaktur Fürstenberg. Ausführung 2003. Porzellan, gegossen, glasiert.

Vase Nr. 15035, Entwurf 1959 von Wilhelm Braun-Feldweg, Ausführung Peill & Putzler Glashüttenwerke, Düren, Glas, mundgeblasen in Form. Alle Fotos Felix Bielmeier.

Inspiriert wurden Inge und Wilfried Funke durch den Besuch einer 1980 dem Designer Heinrich Löffelhardt, 1901–1979, gewidmeten Ausstellung im Badischen Landesmuseum Karlsruhe. Daraufhin suchte die beiden Sammler unablässig vor allem die nach dem 2. Weltkrieg vom Rat für Formgebung propagierte ‚Gute Form‘ zu belegen und akribisch zu dokumentieren. So entstand in fast 40 Jahren eine der größten Sammlungen industriellen Gebrauchsdesigns des 20. Jahrhunderts: Ausgehend von den Entwürfen Löffelhardts und Wagenfelds sammelte das Paar auch die von Bauhaus und Werkbund herrührenden Entwürfe historischer Vorläufer wie Hermann Gretsch, Wolfgang von Wersin, Marguerite Friedlaender oder Trude Petri. Sie verschmähten nicht die Nierentisch-Ästhetik der Rosenthal-Entwürfe einer Beate Kuhn oder Hanns Hoffmann-Lederers und suchten Arbeiten von Wilhelm Braun-Feldweg, Günter Kupetz oder Hans-Theo Baumann zusammen. Sie schweiften mit Tapio Wirkkala, Stig Lindberg oder Jens Harald Quistgaard in die skandinavische Design-Moderne und sammelten darüber hinaus Arbeiten von legendären Designern wie dem Tschechen Ladislav Sutnar, dem Briten Robert Welch oder dem Amerikaner Gerald Gulotta. Kuratiert wurde die sehenswerte Ausstellung von Dr. Walter Lokau.

  • GRASSI Museum für Angewandte Kunst
    Johannisplatz 5–11 
    04103 Leipzig
    Deutschland
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