Die bisher größte Retrospektive des französischen Künstlers weltweit umfasst sein gesamtes breit gefächertes Schaffen als Bildhauer, Maler, Performance- und radikaler Konzeptkünstler. Die Schau versammelt über 150 Werke, die die kompromisslose, fast obsessive Herangehensweise des Künstlers widerspiegeln, seine Umwelt durch Kunst ständig neu zu gestalten.
Einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden Venets Arbeiten aus den Jahren 1966 bis 1970, seiner Zeit in den USA, in der er der Konzeptkunst nahesteht. In ihnen zeigt sich die extreme Radikalität eines künstlerischen Ansatzes, der ihm schon in jungen Jahren internationale Anerkennung einbrachte. Seit 1979, mit Indeterminate Lines, wendet sich sein Werk dem Formalismus zu. Neben seinen Holzreliefs entwickelt er eine neue Sprache im einzigartigen Stil seiner Stahlskulpturen, die heute auf der ganzen Welt zu sehen sind. Ergänzend zu diesen frühen Werken wird Venet die skulpturalen Elemente seiner Großinstallation im Louvre Lens, Frankreich, nutzen und eigens für die weitläufigen Hangarhallen vier verschiedene Installationen aus Bögen, Winkeln und geraden Linien konzipieren.
Parallel zum bildhauerischen Werk zeigt die Ausstellung Venets gesamtes malerisches Werk, von den ersten Goudron-Gemälden aus dem Jahr 1961 bis zu den jüngsten Arbeiten, deren textliche und mathematische Symbole zu bestimmenden Elementen werden. In diesen neueren Gemälden überwindet der Künstler den Formalismus und führt auch die Idee der Abstraktion über sich hinaus.
Geplant sind während der Ausstellungslaufzeit zudem Aufführungen von Bernar Venets eindrücklichsten Performances. In Domino Effondrement, 2021, setzt der Künstler einen Gabelstapler ein, um eine Anordnung von Stahlbögen mit einem Gewicht von über 30 Tonnen zum Einsturz zu bringen, so dass sie über den Boden verstreut liegen. In diesem inszenierten „Unfall“ werden die Gegensätze Ordnung und Zufall untrennbar miteinander verbunden. Bei der Performance The Steel Bar and the Pictorial Memory of the Gesture nutzt Venet die Linie als Mittel, um die Grenzen zwischen Performance, Malerei und Skulptur aufzulösen. Mithilfe eines Stahlträgers trägt Venet Farbe auf die Oberfläche einer Wand auf. Die Arbeit erweitert die Grenzen seiner bisherigen Erforschung von Linien, Winkeln und Rotation, indem sie zeigt, wie der Körper als Werkzeug eingesetzt werden kann, um das mathematische Konzept der Linie zum Leben zu erwecken.
Organisiert wird die Ausstellung von der Stiftung für Kunst und Kultur Bonn. Kurator ist Walter Smerling.
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Kunsthalle Berlin
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