Internationale Handwerksmesse 2020 abgesagt

Das Coronavirus hat nun auch die „Handwerk & Design“ getroffen. Was können wir aus der Krise lernen?

Die GHM Gesellschaft für Handwerksmessen mbH als Veranstalter muss die Internationale Handwerksmesse mit der Handwerk & Design und der Garten München für das Durchführungsjahr 2020 absagen. Sie sollte vom 11. bis 15. März 2020 stattfinden. Hintergrund für die Absage ist die Verbreitung des Coronavirus/Covid-19 und die damit einhergehende, dringende Empfehlung des Krisenstabs der Bayerischen Staatsregierung, große, internationale Messen bis auf Weiteres abzusagen oder zu verschieben.

Während die Mailänder Möbelmesse auf den Zeitraum vom 16. bis 21. Juni verschoben wurde, soll die nächste Internationale Handwerksmesse mit Handwerk & Design und Garten München erst ein Jahr später vom 10. bis 14. März 2021 stattfinden.

Jordan Furze

Diese Ringe von Jordan Furze mit dem Titel Nation Divded [gespaltene Nation], sollten auf der Sonderschau Talente im Rahmen der „Handwerk&Design“ in München zu sehen sein.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), der Bayerische Handwerkstag und die Handwerkskammer für München und Oberbayern, Gesellschafter des Messeveranstalters GHM, befürworten die Empfehlung des Krisenstabs der Bayerischen Staatsregierung und stellen das Wohl von Ausstellern und Besuchern an oberste Stelle. Dazu Dieter Dohr, Vorsitzender Geschäftsführer der Gesellschaft für Handwerksmessen mbH: „Angesichts der Verbreitung des Coronavirus ist die Absage der Internationalen Handwerksmesse als Großveranstaltung mit 1.000 Ausstellern und über 100.000 erwarteten Besuchern sowie einer entsprechend hohen Anzahl an persönlichen Kontakten unumgänglich. Wir hoffen auf das Verständnis aller Messeteilnehmer. Das Messeziel eines vielfältigen persönlichen Austausches zur Pflege und zum Aufbau von Geschäftsbeziehungen ist unter den gegebenen Umständen nicht mehr risikofrei umsetzbar.“ Ausgenommen von der Absage aufgrund höherer Gewalt sind die handwerkspolitischen Begleitveranstaltungen wie die Vollversammlung des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks.

Von der Absage der Handwerksmesse ausgenommen sind eine Reihe von Ausstellungen, die anlässlich der Handwerksmesse im Rahmen der sogenannten Schmuckwoche in München stattfinden. Hier die aktuelle Übersicht.

Das Virus und was wir daraus lernen könnten

Ein neues Grippevirus zeigt, wie verletzlich unsere globalisierte Wirtschaft ist. Erst mal kann nur empfohlen werden, dem Rat der Virologen und Experten zu folgen. Das heißt, nicht in Panik verfallen! Wer jetzt in Deutschland Schutzmasken kauft, die in Kliniken gebraucht werden, handelt fahrlässig und gefährdet unnötig Ärzte und Patienten. Auch Hamsterkäufe von Lebensmitteln bis hin zu Klopapier sind unangebracht. Die Gefahr, sich anzustecken, kann reduziert werden, wenn man einige Grundregeln befolgt. Die wichtigste ist, Hände sorgfältig waschen und in die Armbeuge niesen, was auch bei jeder Erkältungskrankheit und Grippe zum Standard werden sollte. Ebenso empfiehlt es sich, Abstand von anderen zu halten.

Wichtig ist, die richtigen Schlüsse aus der Krise zu ziehen. Die schnelle weltweite Ausbreitung des Coronavirus ist eine direkte Folge einer hemmungslosen Globalisierung. Produziert wird heute überall auf der Welt, Hauptsache es ist billig. Dabei wird oft keine Rücksicht auf Umweltstandards, menschenwürdige Arbeitsbedingungen und faire Löhne genommen. Die langen Transportwege tragen zu Klimakatastrophe und Umweltzerstörung bei und gefährden die Zukunft unserer Kinder und Enkel. Eine Folge der Corona-Krise ist sogar die mangelnde Versorgung mit Medikamenten in Europa. Und zwar deshalb, weil die Produktion vieler Medikamente wegen niedrigerer Löhne in Drittweltländer verlegt wurde – die dort oft fehlenden Umweltauflagen und skandalösen Niedriglöhne bis hin zu Kinderarbeit werden billigend in Kauf genommen.

Dass das Coronavirus zuerst nach Norditalien kam, könnte vielleicht mit der Textilindustrie zu tun haben. Denn ein Großteil der italienischen Marken und Luxuslabels lassen in Asien fertigen. Aber das Problem betrifft nicht nur Italien. Laut Greenpeace hat sich der Absatz von Kleidung zwischen 2002 und 2015 fast verdoppelt: von einer Billion US-Dollar auf 1,8 Billionen US-Dollar. Bis 2025 wird mit einem weiteren Anstieg auf 2,1 Billionen US-Dollar gerechnet. Deutsche Verbraucher kaufen heute im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr – tragen diese allerdings nur noch halb so lang wie vor 15 Jahren. Ein anderer Grund für die schnelle weltweite Verbreitung des Coronavirus ist die ungehemmte Reiselust – nicht selten an die fernsten Ziele auf der Welt.

Wie wird die Menschheit auf die gegenwärtige Krise reagieren? Im Moment halten viele den Atem an und einige denken nach, zumal das Coronavirus nicht die einzige Bedrohung ist. Aber das könnte schnell vergessen sein – bis die nächste Katastrophe da ist. Oder könnten wir nicht endlich mal anfangen, etwas gründlicher nachzudenken, so wie es sich für einen Homo sapiens [verstehend, weise] gebührt? Reinhold Ludwig