Grassimesse Leipzig trotz Corona

Rund 100 Künstlerinnen und Künstler, Desig­nerinnen und Designer aus Europa, Asien und den USA verkauften aktuelle Arbeiten.

Für die Teilnahme an der vom 23.10. bis 25.10. 2020 stattfindenden Grassimesse im Leipziger GRASSI Museum für Angewandte Kunst sind 100 Ausstellende aus zwölf europäischen Ländern sowie aus Taiwan, Japan, Südkorea und den USA ausge­wählt worden. Die Schwerpunkte der diesjährigen Messe liegen in den Bereichen Schmuck und Keramik, gefolgt von Accessoires und Textil. Hinzu kommen international bekannte Glaskünstler, junge Möbelgestalter, Textil- und Hutgestalterinnen sowie in den Bereichen Metall, Papier und Spielzeug arbeitende GestalterInnen. Knapp die Hälfte der Ausstellenden ist erstmals auf der Grassimesse 2020 vertreten. Ein besonderes Highlight ist die Ausstellung „Container aus Gold“ von Ulla und Marin Kaufmann im Foyer.

Ulla + Martin Kaufmann, Grassi Messe

Ulla + Martin Kaufmann, Kuben aus Gold. Auf der Grassimesse im Foyer des GRASSI Museums Leipzig, Ausstellung Container aus Gold. Insgesamt vom 21.10. 2020 – 21. 03. 2021.

Schmuck

Im Schmuckbereich fallen unter anderem interessante Stück bei der jungen japani­schen Schmuckgestalterin Sawa Aso auf. Sie verwandelt Alltagsgegenstände wie Taschen­lampen, Brillen oder Stifte zu Schmuckstücken. Der in Leipzig ansässige Florian Milkner spielt dagegen mit Relikten historischer Kult-und Kunstgegenstände. Seine Anhänger sind glänzende Masken aus dem 3D-Drucker und erinnern an okkulte Gegenstände längst vergangener Kulturen. Lee Masterson aus den USA greift die gegenwärtige psychische Verfassung seiner Landsleute auf. Seine „Generic Chains“, deren Kettenglieder aus leeren Pillenformen gegossen wurden, sind Mahnmale des allgegenwärtigen Tabletten-Missbrauchs. Die Verpackungen in Form einer Pistole verstärken Mastersons düsteres Bild einer verlorenen Generation.

Sawa Aso, Grassi Messe

Sawa Aso verwandelt Alltagsgegenstände wie Taschen­lampen, Brillen oder Stifte zu Schmuckstücken.

Keramik

In der Keramik sind weniger gesellschaftskritische als vielmehr material­immanente Fragen von Interesse. Ruta Indriunaite aus Litauen baut Gefäße aus Steinzeug, die einerseits an Formen aus der Natur anknüpfen, andererseits an digi­tal generierte Ornamente erinnern. Mit starken Farben verleiht sie der bewegten Struktur zusätzliche Tiefe. Das prächtige Farbkleid der Vögel inspirierte Elke Sada zu ihren „Hallstadtspieces“. Sie nutzt die Oberfläche des Gefäßes für eine sinnliche Malerei in saftig-tropfenden Farben. Immer wieder begeistern auch die Fayencen mit ihren Naturmotiven von Sonngard Marcks.

Elke Sada, Grassi Messe

Elke Sada Hallstadtspiece. Sinnliche Malerei in saftig-tropfenden Farben.

Sonngard Marcks, Grassi Messe

Sonngard Marcks, Teller Winde. Ton, Engobe- und Glasurmalerei. Photo Rolf Maidorn.

Accessoires

LiebhaberInnen praktischer Dinge bietet Kioto Shoes eine Mischung aus Komfort und Stil. Die Leipziger Designerin Claudia Opitz stellt ihre schlichten Sneaker vor. Im Textil­bereich begeistert Kristiina Karinen aus dem niedersächsischen Celle in Handarbeit einmal mehr mit kreativen Entwürfen aus feinsten italienischen Garnen und und verbreitet Freude auch in der kalten Jahreszeit. Mit ihren Schals und Kopfbedeckungen bringt die Niederländerin Simone van Eerdenburg Farbe ins Grau dieser Saison.

Kristiina Karinen, Grassi Messe

Kristiina Karinen, Tilia, Jacke schwarz gestrickt. 95 % Merino extrafine, 5% Elastan. Photo Ingo Misiak, Photo Professional.

Möbel

Im Möbelbereich stellt das in Wien ansässige Designerduo Chmara.Rosinke (Maciej Chmara und Anna Rosinke) neben Leuchten und Regalen auch eine Kleinstküche vor. Die „neomodernist kitchen“ ist eine aus leichten Einzelmodulen bestehende Küche, die in verschiedenen Konstellationen aufgebaut und in den Raum platziert werden kann.

Chmara.Rosinke, Grassi Messe

Kleinstküche von Chmara.Rosinke in diesem Jahr auf der Grassimesse Leipzig.

Glas

Interessante Glasarbeiten sind vor allem an den Ständen des Schweizers Noel Niedermann und bei Cornelius Réer zu sehen. Erstgenannter beeindruckt mit zarten Glasgebilden, der zweite mit einer neuen Serie farbiger und mehrteiliger Gefäße.

Noel Niedermann, Grassi Messe

Modular Shapes des Schweizers Noel Niedermann.

Gastland Litauen und die Akademien

Als Gastland der diesjährigen Grassimesse präsentiert sich Litauen mit zwei Positionen: Die Galerie Vartai, 1991 als erste Privat-Galerie Litauens gegründet, zeigt experimentelle Möbel von Marija Puipaitė und Vytautas Geċas. Das Design-Forum Litauen bringt ausge­wählte litauische Kunst-und Designobjekte mit, die in der Pfeilerhalle des Museum effektvoll präsentiert werden.

Hochschulprojekte

Die Klasse von Professor Klaus Michel (Innenarchitektur/Mobile Einrichtun­gen an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle) stellt ein neues Material in seinen vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten vor. „Relea“ besteht aus recykliertem Leder und besitzt eine neuartige Struktur, die auch als Obermaterial verwendbar ist. Die Klasse Schmuck + Gerät der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim (HAWK) stellt sich mit aktuellen Arbeiten von Studierenden unter der Leitung von Professor Melanie Isverding vor, die seit 2019 die Klasse gemein­sam mit Professor Hartwig Gerbracht leitet.

Erweiterte Ausstellungsbereiche

Die Grassimesse ist seit vielen Jahren ein starker Besuchermagnet, für die bei Beachtung der aktuellen Hygieneregeln besondere Vorkehrungen getroffen wurden. Verändert wurden neben dem Ticketing und der Wegleitung auch die räumliche Platzierung der Künstlerinnen und Künstler. Erstmals erstrecken sich die Verkaufs­stände nicht nur in die Räume der Sonderausstellungen und Foyers, sondern auch in die große Ständige Ausstellung „Antike bis zum Historismus“. Eine Idee, die von allen Beteiligten große Flexibilität verlangt und gerade im Spiegel des historischen Kontextes interessant und überraschend sein kann.

Art Aurea diesmal nicht vertreten

Um den TeilnehmerInnen in der Corona-Zeit eine vollkommen kostenfreie Teilnahme zu ermöglichen, hat die Grassimesse in diesem Jahr auf die Kooperation mit Art Aurea verzichtet. Wir haben dafür Verständnis. Gleichzeitig bedauern wir sehr, auf die vielen freundschaftlichen Begegnungen mit den GestalterInnen, den Mitarbeitern der Grassimesse und unseren LeserInnen und Freunden in diesem Jahr verzichten zu müssen. Auf jeden Fall wünschen wir allen viel Erfolg und eine gute Grassimesse.

Tagesticket 8 € für Erwachsene, bis 18 Jahre freier Eintritt

  • GRASSI Museum für Angewandte Kunst
    Johannisplatz 5-11
    04103 Leipzig
    Deutschland
  • Soft Opening mit Preview: 22.10., 18-21 Uhr
    Geöffnet: Freitag und Samstag, 10–19 Uhr, Sonntag 10–18 Uhr
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