Betrachtet man die Emaillierkunst als eigene Disziplin im Schmuck, so zählen sie zu den wichtigsten Protagonistinnen ihres Metiers: Die Britinnen Elizabeth Turrell, Jessica Turrell und Susan Cross. Sie haben an zahllosen Ausstellungen und Workshops teilgenommen, sind mit ihren Arbeiten in wichtigen Sammlungen und Museen vertreten, haben unterrichtet oder tun es noch. Und wie viele Kulturschaffende lehnen sie alle den Brexit ab. Für Elke Sunder Plaßmann und Petra Waibel-Grotjans war jedoch für die Ausstellung „800°+“ während der Handwerksmesse die außergewöhnliche Qualität der drei Künstlerinnen aus Großbritannien entscheidend.
Elizabeth Turrell arbeitet mit Emaille auf Metall und Porzellan. Nach dem Volksentscheid ihres Landes im Jahr 2016, die EU zu verlassen, begann sie mit ihren „Büchern“ aus Emaille und einer Gruppe von Broschen. Sie bestehen aus dünnem, weißem, voremailliertem Stahl, das eine sanfte Oberfläche bietet und nicht die übliche Kostbarkeit von Emaille aufweist. So kann sie die Oberfläche abschleifen, verändern und die unterste schwarze Emailleschicht freilegen. Jessica Turell bringt die Emaille auf geätztes Metall auf. In ihren jüngsten Arbeiten befasst sie sich mit den formalen Begriffen von Komposition, Kante, Linie und negativem Raum. „Ich beziehe mich auf Agrarlandschaften, Architektur und Stadtlandschaften in kleinen, intimen, tragbaren Objekten“, sagt sie. Susan Cross stellt in ihrem Emailleschmuck Bezüge zur elisabethanischen Schwarzstickerei des 16. und 17. Jahrhunderts her. Für die schwarze Seide auf weißem Leinenstoff wurde Eisen als Beizmittel eingesetzt. Im Laufe der Zeit hat Korrosion die Stickereien zerstört und perforierte Stoffe und Spuren von Nähten hinterlassen. Susan Cross spürt in ihren Zeichnungen diesen Strukturen nach und nützt sie als Inspiration für subtile Oberflächen von außergewöhnlichem Reiz.
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Tal 20
Eingang Radlsteg
80331 München
Deutschland - Vernissage 11.03.2020, 17 – 21 Uhr
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