E-Mail-Korrespondenz 2 – Gabi Veit

Wie eine Schmuckkünstlerin dazu kommt, Löffel um Löffel zu machen.

Zuerst studierte Gabi Veit Grafikdesign, eröffnete ein Studio für Werbegrafik in Bozen, wurde Mitbegründerin eines Comedy Festivals und eines Kleinkunsttheaters, studierte dann Schmuckkunst an der Alchimia in Florenz. Als Schmuckkünstlerin schrieb sie auch Gedichte und entdeckte irgendwann ihre Leidenschaft für Löffel als Sammlerin und Macherin.

Nachdem im vergangenen Jahr ein zauberhaftes, natürlich selbst gestaltetes Buch über Gabi Veit bei der Arnoldschen erschien, war es Zeit, die Südtirolerin den LeserInnen von Art Aurea vorzustellen. Ich hatte auf der letzten Grassimesse bereits mit ihr darüber gesprochen. Vor einigen Tagen folgte dann diese E-Mail-Korrespondenz:

Liebe Gabi,

ich hoffe, es geht Dir gut in diesen dramatischen Zeiten.

Ich selbst versuche, so weiterzuarbeiten wie bisher und bereite die nächsten Ausgaben von Art Aurea vor. Auch hoffe ich, dass wir und die gesamte Angewandte Kunst, die KünstlerInnen und GaleristInnen, das alles gemeinsam überstehen. Vielleicht sogar, dass die Menschheit bei all dem Leid, das viele ertragen müssen, am Ende etwas daraus lernt und einen Schritt weiterkommt.

Anbei meine Einleitung zu dem besprochenen Beitrag und die Fragen. Könntest Du Deine Antworten vielleicht bis Ende nächster Woche schicken? Ich redigiere das alles nochmal und sende Dir dann die Endversion nochmal zu. Über die Bildauswahl sprechen wir dann auch noch.

Viele liebe Grüße und Gesundheit

Reinhold

Gabi Veit

Abbildung aus dem Löffelbuch creatura Geschöpf von Gabi Veit, erschienen bei Arnoldsche, Stuttgart. Photo Christian Grund.

Guten Morgen, lieber Reinhold,

mir geht es gut. Ich bin in der Schweiz mit meinem Liebsten. Nach einer ersten „Corona-Depression“ –  und ich neige eigentlich sehr zu Heiterkeit und zu Optimismus – arbeite ich.

Mein Mann und ich wollten dieses Jahr eine zweieinhalbmonatige Reise durch Süditalien machen. Nur wenige Orte, mindestens eine Woche in einem Dorf, auf der Piazza sitzen, auf dem Markt Frisches einkaufen, kochen, essen und den Menschen zuschauen; vielleicht einen Kurs besuchen, einfach nur Sein im Südländischen.

Ich hatte auch im Sinn, ein Projekt für meine Ausstellung 2021 Porträt im Laden im BKV [Bayerischer Kunstgewerbeverein München] anzudenken, dafür Inspiration zu holen und mich dann im Herbst damit zu beschäftigen. Mal schauen was daraus wird. In der Zwischenzeit mache ich jeden Tag einen Löffel.

Es ist ein Jahr der Absagen: im Jänner wurde die Messe in Hamburg aus organisatorischen Gründen abgesagt, dann Mailand verschoben, München abgesagt. Ich bin sozusagen von Jänner an damit konfrontiert, keine Ausstellungs- und Verkaufsmöglichkeiten zu haben. Auch in der Grafik steht mehr oder weniger alles still. Ich hatte letztes Jahr ein gutes, meine Schulden für den Werkstattbau sind abgezahlt. Ich habe im Moment keine Existenzängste.

Was mich sehr beunruhigt ist Corona, die Gesundheitslage der Welt und das oft inhumane Umgehen mit der Situation. Es geht vor allem um die Wirtschaft und um Geldflüsse. Ich beobachte die Kommunikation und den Umgang mit dieser Ausnahmesituation in den verschiedenen Ländern. Ich lese online italienische, Südtiroler, deutsche, Schweizer und österreichische Medien. Spannend und erschreckend. Und abgesehen von der Ist-Situation wird alles danach anders sein. Ich hoffe, dass einiges sich zum Besseren ändert – und ich mich auch :- )

DANKE für dein Engagement und dein Dranbleiben. Dein Einleitungstext ist wunderbar und deine Fragen auch. Danke für deine Tiefe und Leichtigkeit. Gerne beantworte ich diese in den nächsten Tagen. Wie lange sollen die Antworten sein? Fotos habe ich genug. Du kannst gut aus dem Buch auswählen und noch andere Wünsche äußern. Auf der Homepage findest du Weiteres.

Einen herzlichen Gruß aus dem Wöschhüsli und bleibt gesund

Gabi