Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach (1739–1807) war eine faszinierende Frau. Regentin, Mäzenin, Komponistin – eine Liebhaberin der schönen Künste und der Gelehrsamkeit. Anna Amalia hatte viele geistige und künstlerische Gaben, die sie ein Leben lang ausbildete und kultivierte. Geboren im Wolfenbütteler Schloss im Herzogtum Braunschweig, das damals als Zentrum der Aufklärung galt, wurde hier ihre Liebe zur Literatur, zur Gelehrsamkeit und zur Kunst angelegt, die sie nach Weimar begleitete. Anna Amalia versammelte zu Beginn der Weimarer Klassik einen Kreis aus Schriftstellern, Künstlern und Gelehrten um sich und zelebrierte mit diesen „Tafelrunden“ das gesellige Ideal sinnlicher Bildung.
Für Sonngard Marcks waren die historische Person der Herzogin Anna Amalia und die räumlichen Gegebenheiten Anregung und Inspiration. Sie begab sich auf die Suche nach Möglichkeiten, sinnliche Reize als Mittel der Kommunikation zu nutzen – Schönheit als Provokation und als gesellschaftlichen Diskurs. „Wenn ein wenig Staunen gelänge, ein produktiver Dialog zwischen den Epochen, wenn Neugier und Spielfreude angestachelt würden, Freude des Entdeckens – es wäre ein wunderbares Resultat“, sagt die Künstlerin.
Sonngard Marcks wurde 1959 in der Lutherstadt Eisleben geboren. Sie absolvierte eine Töpferlehre in der Hochschulwerkstatt in Bürgel in Thüringen. Ab 1979 studierte sie an der Hochschule Burg Giebichenstein in Halle an der Saale. Seit 1986 ist Sonngard Marcks als freischaffende Keramikkünstlerin tätig. Mit ihren vielgestaltigen Naturzeichnungen und Fayencen nimmt sie eine einzigartig Position in der zeitgenössischen Keramikkunst ein. Sie wurde unter anderem 1998 mit dem INAX Design Prize for Europeans, Tokio, 2008 mit dem Bayrischen Staatspreis und 2017 mit dem Grassipreis der Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung ausgezeichnet. Heute lebt und arbeitet die Künstlerin in Wolfenbüttel und Braunschweig.
Sonngard Marcks über ihre Ausstellung
„Das Schloss Wolfenbüttel war für mich seit langem ein verlockender Ort. Hier konnte ich mir meine Arbeiten vorstellen, in der Zwiesprache mit einer ganz besonderen Atmosphäre, mit Farben und Texturen, mit historischen Möbeln und Gemälden. Dann diese hier geborene, faszinierende Persönlichkeit der Anna Amalia – welch schöner Name, welch interessante Geschichte, welcher Fächer an Inspiration und Anregung. Das Schloss hat viele Räume!
Vorgefunden habe ich offene Türen und die Möglichkeit, meine Ideen im produktiven Dialog umzusetzen. Ich habe in diesen Räumen gestanden, geschaut, gestaunt, gezeichnet. Ganz bewusst habe ich mich mit den Gegebenheiten auseinandergesetzt, mich auf die Zeit und Person eingelassen und daraus meine Geschichten entwickelt. Es entstanden zahlreiche Entwürfe und Skizzen, Gefäße, Objekte und Zeichnungen. Seit geraumer Zeit arbeite ich mit einer Scherenschnitttechnik auf und mit Papier, die ich auf Keramik übertrage. Gerade in der Auseinandersetzung mit dem Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert bot sich eine Neuinterpretation der zu dieser Zeit so beliebten Technik an. Themen der Kunstgeschichte aufzugreifen, interessiert mich immer wieder. Dabei finde ich zu eigenen Interpretationen und meinen eigenen Ausdrucksformen. Am Ende entsteht ein poetischer Moment, durchaus auch doppelbödig und immer mit dem Anspruch auf Subtilität. Diese Ausstellung ist für mich ein Glücksfall. Ich kann mich nur für die wunderbare Zusammenarbeit mit dem Schlossmuseum und der Stadt Wolfenbüttel bedanken.“
Für Kinder im Alter von 9 bis 12 Jahren bietet das Schloss Museum mit der Künstlerin am Sonntag, 17. November 2019, einen Workshop an. Unter dem Motto „eine Tafel für Freunde“ gehen die Kinder mit der Künstlerin durch die Ausstellung und entdecken verschiedenste Tassen und Teller. Anschließend decken sie für ihre Freunde zeichnerisch eine eigene Tafel: Sie malen und zeichnen mit Buntstiften phantastisches Geschirr und besondere Speisen. Ort: Schloss Museum (14.30 Uhr bis 16 Uhr), Materialkosten: 3 Euro. Für Kinder im Alter von 9 bis 12 Jahren.
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Schloss Museum
Schlossplatz 13
38304 Wolfenbüttel
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