Auch für die zeitgenössische visuelle Kunst werfen digitale Technologien interessante Fragen auf. Was bedeuten sie für das Handwerk der Künstler und wie wirken sie sich auf den Zauber oder das Geheimnis des Gestaltens und Machens aus? Was bedeutet moderne Technologie für die künstlerische Praxis und was motiviert Künstler, diese neuen Techniken in ihre Arbeit zu integrieren? Beate Eismann und Svenja John setzen in ihren Arbeiten 3D-Druck, Laserschneiden und computergesteuertes Design ein. In der Ausstellung Future Form ist ein hochwertiger 3D-Drucker enthalten, der es den Besuchern ermöglicht, sich mit einem wichtigen Element der beruflichen Praxis von Svenja John und Beate Eismann vertraut zu machen.
Das dreißigjährige Jubiläum des 3D-Drucks, das Interesse des CODA-Museums an Schmuck und die künstlerische Qualität der beiden Frauen haben das CODA veranlasst, die Arbeiten von Svenja John und Beate Eismann in einer Ausstellung zusammen zu bringen. Obwohl beide Künstlerinnen von digitalen Prozessen und neuen Techniken fasziniert sind, hat jede eine eigenständige Bildsprache entwickelt.
Svenja John – Pionierin der digitalen Technologie in der Kunst
Svenja John, *1963, entwickelte früh eine Vorliebe für die Präzision computergesteuerter Techniken. 1994 begann sie ihre Arbeit mit Makrolon®, einem Polycarbonat, das häufig im Automobilbau verwendet wird. Mit Hilfe der CAD-Technologie schneidet sie das Material in Teile, die nach der Farbgebung und Verarbeitung Bestandteile ihres komplexen, geometrischen Schmucks werden. Seit 2008 ist auch Rapid Prototyping Teil ihres Arbeitsprozesses. Durch den Einsatz von 3D-Druckern, die verschiedene Materialien gleichzeitig drucken können, kombiniert Svenja John eine Vielzahl von Formen und Farben in einem Prozess. Ihr großdimensionierter Armschmuck kann als Skulptur mit architektonischen Merkmalen gesehen werden. In den Schmuckstücken sind die Prinzipien von Ordnung und Zufall vereint. Im Ruhezustand drücken die Formen Bewegung aus, beim Tragen zeigen sie eine überzeugende Lebendigkeit. Formale und technische Lösungen treffen aufeinander. Doch nicht Perfektion, sondern Esprit bestimmt den Charakter von Svenja Johns Schmuck. „Ich verwende kein synthetisches Material auf dekorative Weise oder als billigen Ersatz. Ich versuche vielmehr, synthetisches Material in seinen besonderen Eigenschaften und seinem einzigartigen Charakter zu verstehen. Kunststoff kann bunt und grell, leuchtend transparent oder anmutig durchscheinend sein. Es kann glatt und kalt, feinporig und poliert sein. Als Material hat es praktische Eigenschaften oder ist Vermittler eines taktilen Moments.“
Beate Eismann – Drucktechniken von gestern und heute
Beate Eismann, *1969, begann 2006 mit digitalen Entwurfsprozesse und Produktionsmethoden. Deren Potenzial zu erforschen wurde mit der Zeit ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit. Indem sie Druckplatten für ihren Schmuck verwendet und mit moderner Technologie kombiniert, wirft Eismann Fragen nach dem Verhältnis von Original und Kopie auf. „Das Entwerfen in 3D fasziniert mich und ermöglicht es mir, ‚im Raum zu zeichnen‘. Es erlaubt mir Experimente im Zusammenspiel von Handwerk und Computer sowie traditionelle und neue Materialien zu kombinieren. Mein Schmuck ist das Ergebnis von Kombinationen, die auf den ersten Blick unmöglich erscheinen. Zum Beispiel computergesteuerte, industrielle Produktionsmethoden kombiniert mit persönlichen, handwerklichen Techniken. Das Ergebnis ist hybrid, was die Materialität und die ästhetischen Erwartungen anbelangt.“
Inspiriert von einem Forschungsprojekt, an dem Beate Eismann 2016 beteiligt war, erforscht und experimentiert die Künstlerin mit intelligenten Materialien, die sie mit 3D-Druck kombiniert. Dabei handelt es sich um Materialien, die aufgrund von Schwankungen der Temperatur, des Säuregehaltes oder des Feuchtigkeitsgehalts und durch die Anwendung von elektrischen und magnetischen Feldern in Form und Aussehen stark verändert werden können.
Der 3D-Drucker Stratasys Objet 260 Connex 3 in der Ausstellung
Die Besucher von Future Form haben die Gelegenheit, den professionellen 3D-Drucker Stratasys Objet 260 Connex 3 in Aktion zu sehen. Der Multi-Poly-Jet-3D-Drucker verwendet eine Technik, bei der verschiedene Druckköpfe Schicht für Schicht winzige Tropfen flüssigen Polymers auf einer Plattform spritzen. Sobald das Material aufgetragen ist, wird es mit UV-Licht gehärtet, wodurch die neue Schicht an der vorherigen haftet. Multi Poly Jet Druck ermöglicht es, Objekte aus verschiedenen Materialien und Farben zu erstellen.
Die Ausstellung im CODA-Museum zeigt den Besuchern, wie die beiden Künstlerinnen ihre eigene einzigartige Handschrift entwickelt haben. Future Form zeigt darüber hinaus, wie Svenja John und Beate Eismann handwerkliche sowie digitale Technologien und modernen Techniken in Einklang bringen. Darüber hinaus knüpft die Ausstellung an die Pläne an, die das CODA mit dem CODA Experience Lab entwickelt hat. Das innovative Labor für Hersteller, in dem hochentwickelte Technologien und Entwicklungen gezeigt, getestet und angewendet werden, soll noch in diesem Jahr eröffnet werden.
Eröffnung
Sonntag, 06. Mai 2018, 14h30
- —
-
Vosselmanstraat 299
7311 CL Apeldoorn
Niederlande - Eröffnung
Sonntag, 06. Mai 2018, 14.30 Uhr - Link