Ausgebildet an den Werkkunstschulen in Darmstadt und Wiesbaden, fertigte Beate Kuhn (1927–2015) anfangs vor allem Vasen, Schalen und andere Gebrauchskeramiken, die Einflüsse der Maler Joan Miró und Paul Klee erkennen lassen. Hier wird bereits deutlich, dass sie sich weniger am traditionellen Töpferhandwerk orientierte, sondern vielmehr an den großen Namen der Bildenden Kunst. So beinhalten ihre Objekte fantasievolle, mehrdeutige Bedeutungsebenen, wie etwa „Die Nachdenkliche“ von 1955, eine Mischung aus Vase und figürlicher Darstellung. Dass Beate Kuhn die Tochter des Bildhauers Erich Kuhn war, dürfte sicherlich eine Rolle für ihre künstlerische Orientierung gespielt haben. Hinzu kommt, dass die deutschen Werkkunstschulen nach dem 2. Weltkrieg generell an die Ideen und Formen der Moderne sowie des Bauhauses anknüpften.
Ab Mitte der 1960er Jahre löste sich Beate Kuhn von der Gebrauchskeramik. Sie begann, auf der Töpferscheibe geometrisch geformte, geschnittene Grundmodule zu freien Plastiken zu montieren. Gudrun Schmidt-Esthers, Leiterin des Keramions, schreibt dazu: „Dieses Stilprinzip der Reihung geometrischer Körper übertrug sie ebenfalls auf ihre Entwürfe großer keramischer Brunnenanlagen … Dynamik kennzeichnet zunehmend ihre Stücke, die sich thematisch in Bewegung, Rhythmus und Veränderung ausdrückt.“ (siehe Beitrag auf artaurea.de)
Neben Musikströmungen wie der Seriellen Musik, war vor allem die Natur eine Inspirationsquelle für die mannigfachen Formexperimente der Künstlerin. Im Spannungsfeld von Natur, Architektur, Erotik, Geometrie und Surrealismus gelangen ihr Darstellungen von hohem Abstraktionsgrad. Doch was man in ihren Werken wirklich sehen kann, bleibt dem Betrachter selbst überlassen. Beate Kuhn zählt mit Recht zu den international bedeutendsten KeramikerInnen nach 1945. Doch war sie zeitlebens fast ausnahmslos nur Kennern und Freunden der Unikatkeramik bekannt. Die Wiederentdeckung des Materials durch eine junge Künstlergeneration sowie durch Sammler, Galerien und Museen ebnet der Studiokeramik jedoch zunehmend den Weg zu einer breiteren Öffentlichkeit. Die Ausstellung von fast 200 Objekten aus annähernd 60 Jahren Schaffenszeit in der Neuen Sammlung in München wurde durch eine Schenkung des Mannheimer Keramiksammlers Klaus Freiberger ermöglicht.
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Die Neue Sammlung
Pinakothek der Moderne
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