Museen sind bekanntlich Orte, in denen Dinge ausgestellt, erforscht und aufbewahrt werden: zur Freude und kulturellen Bildung heutiger wie nachfolgender Generationen. Daraus resultiert, dass diese Dinge, vor allem Kunst und Unikate, für den privaten Erwerb tabu sind. Eine Ausnahme machen Museen für Kunsthandwerk, bzw. angewandte Kunst, bei ihren Museumsmessen. Hier darf man die ausgestellten Dinge nicht nur betrachten oder studieren. Man kann sie sogar oft berühren, manchmal streicheln und stets erwerben. Auch die Begegnungen mit den Schöpfer:innen – etwas, das in der arbeitsteiligen Wirtschaft kaum mehr möglich ist – gehören zum Paket.
Für das gesamte Spektrum des Kunsthandwerks bieten in Deutschland traditionell die Grassimesse Leipzig (Ende Oktober) und die MK&G messe Hamburg (Ende November) dieses ausgefallene Format. „Diese Tradition schafft und unterstützt dauerhafte Beziehungen zwischen Sammler:innen und Künstler:innen, die für die heutige handwerkliche Praxis von entscheidender Bedeutung sind“, so die Hamburger Messeleitung. Zumindest sind die beiden Messen für die erlesene Schar der von Expertenjurys ausgewählten Gestalter:innen von beträchtlichem ideellem und wirtschaftlichem Wert.
Für die MK&G messe wurden in diesem Jahr 54 deutsche und internationale Teilnehmer:innen, davon vier Kollektive, ausgewählt, ihre Arbeiten zu präsentieren. Zum zweiten Mal werden fünf „Young Talents“ gefördert. Sie können ohne Standgebühren auf der Messe in den Räumen des MKG Hamburg ausstellen. Es sind die in den Niederlanden lebende Japanerin Sho Ota mit Möbelobjekten, der in Kopenhagen ansässige italienische Keramikkünstler Davide Ronco, Sophie Jungkvist aus Schweden sowie Emma Cogné, Frankreich/Belgien, und Yohann Piccardi aus Belgien, beide mit Textildesign. Allein diese Auswahl macht deutlich, dass Hamburg im Gegensatz zu früher deutlich internationaler ausgerichtet ist, was inzwischen auch für Leipzig gilt. Neu in Hamburg sind zudem Pop-Up Talks, um die Künstler:innen kennenzulernen und sich über neue Tendenzen im zeitgenössischen Kunsthandwerk zu informieren. Ergänzend die Design Talks, u.a. mit Professor Axel Kufus.
Die Einzelschau in der Ausstellungsreihe „Contemporary Craft“ ist der Schmuckkünstlerin Margit Jäschke aus Halle an der Saale gewidmet. Mit dieser Ausstellungsreihe wird nach der Keramikerin Young-Jae Lee zum zweiten Mal das Thema Kunsthandwerk stärker in den Fokus gerückt; diesmal mit Schmuckkunst.
Unter den Aussteller:innen verleiht die MK&G messe jährlich zwei Preise: Den mit 7.500 Euro dotierte Justus Brinckmann Preis sowie eine Förderpreis von 2.500 Euro für junge Positionen. Preisverleihung: Dienstag, 28. November 2023, 18 Uhr, im Rahmen der Eröffnung.
2020 wurde der „zeitgenössische und internationale Stellenwert“ sowie „die künstlerische und gesellschaftliche Relevanz der Messe“ überprüft und seit 2021 mit neuem Konzept veranstaltet. „Die MK&G messe versteht sich als Forum für höchste gestalterische und handwerkliche Qualität sowie ein Experimentalraum für den künstlerischen Nachwuchs. Daneben beschert die aktuelle Wertediskussion um Ökologie und neuen Luxus, Unikat und Massenprodukt, Produktions- und Arbeitsbedingungen den Messen für Kunsthandwerk eine neue Aktualität.“ Angesiedelt zwischen Tradition und Innovation seien sie zentrale Orte für die Auseinandersetzung mit kulturellem Wissen um handwerkliche Techniken, Materialeigenschaften und nachhaltiger Verarbeitung.
- —
-
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Steintorplatz 1
20099 Hamburg - Link