Den mit 50.000 Euro dotierten Loewe Craft Prize 2018 gewann die britische Keramikerin Jennifer Lee. Zudem vergab die Jury zwei Auszeichnungen, ausgestattet mit je 5000 Euro. Die französische Textilkünstlerin Simone Pheulpin erhielt diese für Croissance XL, 2017. Kommentar der Jury: „ Simone Pheulpin definiert das, was wir unter Textilien verstehen, neu. Sie hat bescheidene recycelte Materialien zu etwas wirklich Bemerkenswertem gemacht.“ Eine weitere Auszeichnung bekam der japanische Keramikkünstler Takuro Kuwata für seinen Tea Bowl, 2017, verliehen. Die Jury bewunderte die Energie und den Ausdruck seiner Arbeit: „Er überschreitet die typische Tradition der Keramik und weist einen neuen Weg nach vorne.“
Die Ausstellung vom 4. Mai bis 17. Juni 2018 im Design Museum, London, umfasst 30 Werke, die für den Loewe Craft Prize 2018 nominiert wurden. Insgesamt werden die Arbeiten der Finalisten aus 18 Ländern gezeigt. Vertreten sind nahezu alle Bereiche des Kunsthandwerks wie Keramik, Schmuck, Textilien, Holz, Glas, Metall, Möbel, Papier und Lack. „Sie fungieren als Generationen übergreifende Momentaufnahme höchster handwerklicher Perfektion“, heißt es. Das Vermächtnis der Loewe Foundation, einen Beitrag zur Entwicklung des zeitgenössischen Kunsthandwerks zu leisten, werde in einem eigens für die Ausstellung produzierten Katalog dokumentiert, der alle Stücke der Finalisten vorstellt.
Bedeutung der Handwerkskunst in der heutigen Kultur
Hier die komplette Liste der für die Shortlist ausgewählten KünstlerInnen, geordnet nach Ländern:
Großbritannien (6): Paul Adie (Schmuck), Jennifer Lee (Keramik), Richard McVetis (Textil, Mixed Media), Aneta Regel (Keramik, Stein), Wycliffe Stutchbury (Holz, Möbel), Takeshi Yasuda (Keramik)
Japan (4): ARKO (Stroh), Takuro Kuwata (Keramik, Metall), Ryuhei Sako (Metall), Shohei Yokoyama (Glas)
Südkorea (3): Yeonsoon Chang (Textil), Hae Cho Chung (Lackgefäße), Joonyong Kim (Glas)
USA (2): Christopher Kurtz (Holz, Skulptur), Julian Watts (Möbel, Skulptur)
Irland (2): Deirdre McLoughlin (Keramik), Joe Hogan (Holz, Flechtarbeiten)
Belgien: Ann Van Hoey (Keramik)
Chile: Rita Soto (Schmuck)
China: Min Chen(Möbel, Bambus)
Dänemark: Steffen Dam (Glas, Mixed Media)
Deutschland: Sam Tho Duong (Schmuck)
Frankreich: Simone Pheulpin (Textil, Skulptur)
Italien: Laurenz Stockner (Metall, Gefäß)
Österreich: Marie Janssen (Ofenbau, Keramik)
Polen: Sara Gackowska (Stein, Mixed Media)
Russland: Irina Razumovskaya (Keramik)
Schweden: Gunilla Maria Åkesson (Keramik)
Singapur: Ashley YK Yeo (Papier, Skulptur)
Spanien: Mercedes Vicente (Textil, Skulptur)
Der jährlich stattfindende Preis wurde 2016 von der Loewe Stiftung ins Leben gerufen, um herausragende künstlerische Leistungen und Neuheiten in der zeitgenössischen Handwerkskunst zu würdigen. Die 30 Finalteilnehmer dieses Jahres wurden von einem Expertengremium aus fast 1.900 Einreichungen ausgewählt. Der von Jonathan Anderson, Kreativdirektor von Loewe, konzipierte Preis möchte die Bedeutung des Handwerks in der heutigen Kultur hervorheben und Künstler würdigen, deren Talent, Vision und Wille zur Innovation einen Maßstab für die Zukunft setzen. Gleichzeitig verweist der Preis auf Loewes Anfänge von 1846 als kollektiver Handwerksbetrieb. Anderson: „Handwerk ist die Essenz von Loewe. Unserem Haus geht es um Handwerk im reinsten Sinne des Wortes. Hier liegt unsere Modernität, die immer relevant sein wird.“
Die neue Ethik des Handwerks
Zur Auswahl der Finalisten, die von der Jury aus 11 Experten ermittelt wurde, erklärte Anatxu Zabalbeascoa, Exekutivsekretärin des Loewe Craft Prize Experts Panels: „In diesem Jahr war die Jurierung härter als im Vorjahr. Die ausgewählten Werke spiegeln die fast alchemistischen Möglichkeiten jedes Mediums wider und belohnen diejenigen, die traditionelle Fähigkeiten beherrschen, um sie für die Gegenwart zu verändern.“
Am 11. Mai 2018 werden Jonathan Anderson und Deyan Sudjic im Rahmen der von der Loewe Foundation für die London Craft Week organisierten „Craft Conversations“ im Design Museum über „Die neue Ethik des Handwerks“ diskutieren. Im Rahmen des diesjährigen Loewe Craft Prize werden verschiedene Projekte beleuchtet, die zeigen, wie die sich verändernde Welt von heute die Produktion und Herstellung von Kunsthandwerk beeinflusst. Zur Ausstellung gibt es einen Katalog mit allen Finalisten.
Kommentar
Der Loewe Craft Prize, das lässt sich schon bei der 2. Ausgabe sagen, ist weltweit einzigartig. Dies betrifft seine Konzeption, die Qualität der Jury und der beteiligten Experten sowie die Höhe des Preisgeldes. Für das zeitgenössische Kunsthandwerk ist dieser Preis ein außergewöhnlicher Glücksfall. Die Veranstaltung schließt alle Bereich gegenwärtigen Kunsthandwerks ein und hat durch das Potential der Loewe-Stiftung weltweite Ausstrahlung. Die Mitglieder der erstklassigen Jury kommen aus verschiedenen Bereichen der Gestaltung und bringen ganz unterschiedliche nationale Sichtweisen und fachliche Kompetenzen mit. In der Jury und dem Expertenpanel treffen namhafte Architekten, Produktdesigner und Museumskuratoren mit profilierten Vertretern des Kunsthandwerk zusammen. Damit ist gewährleistet, dass die 30 Finalisten zum Besten gehören, was das Kunsthandwerk der Gegenwart im Spannungsfeld von Kunst, Handwerk und Design zu bieten hat. Durch die Loewe-Stiftung bekommt der Diskurs über die Qualität und Bedeutung von künstlerischem Handwerk in unserer Zeit neue anregende Nahrung. Reinhold Ludwig
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