„Honeymoon“ – so betiteln die drei vielfach prämierten Avantgardisten des internationalen Autorenschmuckes Helen Britton, David Bielander und Yutaka Minegishi die raumverwandelnde Präsentation ihrer Arbeiten in der Heidelberger Galerie Marianne Heller. Wer freilich an Frischvermählte dabei denkt und an Hochzeitsreisen, der liegt in diesem Falle falsch. Das interkontinenale Spitzen-Trio aus einer Australierin, einem Schweizer und einem Japaner ist seit mehr als anderthalb Jahrzehnte inniglich verbunden. Doch auch der pikante Gedanke an eine langjährige ménage à trois geht prompt fehl. Die Schmuckkünstler teilen sich so lange lediglich ihr Münchener Atelier, einen gemeinsamen, nicht unterteilten Arbeitsraum. Das ist höchst erstaunlich bei derlei unterschiedlich prononcierten Profilen.
Die 1966 geborene Australierin Helen Britton, ausgebildet an Kunsthochschulen ihres Heimatlandes, in München, Amsterdam und in den USA, ironisiert in ihren Kleinodien von stark collageartigem Charakter die herkömmliche mit Schmuck verbundene Vorstellungen des Edlen, indem sie Materialien verschiedenster Wertigkeit und Herkunft zu minutiösen Konglomeraten und assoziationsgeladenen Werken verbindet. Das Wertvolle und der Tand gehen eine prächtige Allianz ein.
Nicht minder mit einer gehörigen Portion Witz geladen sind Ringe, Armreife, Broschen und Ketten von David Bielander. Der Schweizer wurde 1968 in Basel geboren und besuchte nach seiner Goldschmiedelehre die bedeutende Schmuckklasse an der Münchener Akademie der Bildenden Künste. Abstrahierte Tiere und nicht immer die niedlichsten, Pappe, Würstchen oder Bananen geraten bei Bielander zu Schmuckstücken aus Silber und Gold, die erst beim zweiten Blick ihre hohe Kunst verraten. Vollends zwiespältig wird Bielander in seinem manieristischen Selbstporträt „Demiurg“, das nach Art des Renaissance-Malers Giuseppe Arcimboldo aus Schmuckstücken zusammengesetzt ist – das schiere Spiel aus Sein und Schein.
Schmeichelnd in der Form und in den Naturmaterialien Holz oder Mammut-Elfenbein an traditionelle Netsuke erinnernd sind dagegen die Ringe von Yutaka Minegishi. Der Japaner, Jahrgang 1973, hat an Fachschulen in Tokio und Pforzheim, am Ende aber ebenfalls an der Akademie der Künste in München studiert. Prall weiche Volumen von samtmattem Glanz verhehlen auch seine Arbeiten gelegentlich nicht den Schalk, wenn das feingemaserte exotische Pockholz sich geschmeidig zu einem Scheißhäufchen kringelt. Dass auch Minegishi ein Faible für Krimskrams hat, zeigen neuerdings Ketten mit niedlichen, puppenstubigen Fundstückchen.
Einen solchen Honeymoon, der nach all den Jahren des Arbeitens im gemeinsamen Atelier noch so wunderbar Eigenes bescheint und individuelle Räume eröffnet, wünscht man auch mancher Ehe … Walter Lokau
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Galerie Marianne Heller
Friedrich-Ebert-Anlage 2
Im Stadtgarten
69117 Heidelberg
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