Natur, Märchen, Mythen

In Kassel, der Stadt der Gebrüder Grimm, liegt es nahe, eine Ausstellung zu diesem Thema zu machen.

Insgesamt hat Franziska Appel acht Künstlerinnen eingeladen, ihre Arbeiten in ihrer Galerie Schmagold in der Stadt der documenta zu präsentieren. Fünf kommen aus dem Bereich Schmuck, zwei sind mit Keramiken vertreten. Ergänzt wird die vielgestaltige Themenausstellung durch die Fotografien von Riita Ikonen und Karoline Hjorth.

Gabriele Hinzes Schmuckstücke sind inspiriert von natürlichen Strukturen und Prozessen. Sie hat einen Blick für die kleinen Details, die andere kaum wahrnehmen, und setzt diese mit traditionellen Techniken wie Treiben, Ziselieren und Montieren gekonnt in Szene. Hierfür stehen auch ihre neuen Baumscheibenbroschen, bei denen jeder einzelne Jahresring von Hand getrieben wurde.

Gabriele Hinze, Broschen Kambium. Silber. Foto Georg Eichinger.

Neben ihren Goldschmiedearbeiten fertigt Kira Fritsch auch die Glassteine und Kugeln, bzw. schleift sie selbst in Form. Ihre Ringe mit großen farbigen Glassteinen erinnern an prunkvolle Preziosen aus vergangenen Zeiten. Gefasst in oxidiertem Silber mit stilisierter Ornamentik lassen sie längst vergessene Geschichten anklingen. Schlicht und reduziert hingegen erscheint ihre Ohrhängerserie Berries. Auch hier stehen die handgefertigten Glasperlen im Vordergrund, die wie zarte Trauben am Ohr pendeln.

Kira Fritsch, Ohrschmuck, Silber geschwärzt, farbige Glaskugeln. © Kira Fritsch.

Käferbroschen in unterschiedlichsten Farben, Formen und Materialien sind eine Leidenschaft der Schmuckkünstlerin Melanie Nützel. Inspiriert von der unerschöpflichen Vielfalt der Natur kreiert sie jedoch keine typisierten oder nachgebildeten Insekten, sondern kunstvolle Wesen, die polarisieren. In der Ausstellung von Franziska Appel wird Nützel eine neue Ohrschmuckreihe präsentieren, die Bezüge zwischen Technik und Natur aufweist.

Die Schmuckstücke von Sabine Klarner könnten aus einer Wunderkammer stammen. Die märchenhaft anmutenden Bienenringe faszinieren mit vielen originellen Details. Üppig besetzt mit Edelsteinen, Korallen und anderen Materialien, wirken sie trotzdem nicht überladen. Es sind der Witz und die subtile Ironie ihrer Unikate, die der Trägerin oder dem Träger sowie auch den BetrachterInnen Vergnügen bereiten.

Sabine Klarner, Ringe, Bienen und andere Insekten. Gold, Silber, Farbsteine, Grandeln. © Sabine Klarner.

Nicole Schuster geht es in ihrem Schmuck um das Zusammenspiel von Natur und Architektur. Pflanzen- und Wachstumsstrukturen finden ebenso Eingang wie Elemente der urbanen Umgebung und der Architektur. Als tragbare Skulpturen beschreiben die Arbeiten mystische Orte, Traumwelten oder abstrakte Landschaften.

Die Goldschmiedin und Dipl. Designerin Kirsten Wittstruck fertigt Schmuck aus Gold und Silber sowie Gefäße und Objekte aus Silber und Porzellan. Die Inspiration für alle Werke bezieht sie aus Strukturen und Texturen der Flora und Fauna. Für ihre Schmuckstücke mit Insekten zeichnet sie die feingliedrigen Tiere zunächst auf Papier und überträgt sie dann mittels Fräsen und Prägen auf Edelmetall. Bei ihren neuesten Arbeiten entstehen durch die Verbindung von unterschiedlich eingefärbten Porzellanmassen eigene Strukturen, die an fließendes Wasser der Landschaften erinnern.

Kirsten Wittstruck, Vasen, Porzellan. © Kirsten Wittstruck.

Vasen mit Schuppenstrukturen, kelchartige Becher mit mystischen Figuren kennt man von Kati Jünger. Immer wieder überrascht die Keramikkünstlerin mit neuen Themen und Motiven, Strukturen und Ornamenten, die sie auf Gefäße für den tägliche Gebrauch oder ausgefallene Sammlerstücke plastisch oder farbig überträgt.

Die skandinavischen Künstlerinnen Karoline Hjorth und Riitta lkonen haben 2011 ihr fortlaufendes Fotoprojekt „Eyes as Big as Plates“ [Augen so groß wie Teller] begonnen. Angefangen als Spiel mit Figuren aus der nordischen Folklore, hat sich die Fotoserie zu einer kontinuierlichen Suche nach der Zugehörigkeit des modernen Menschen zur Natur entwickelt. Jedes Bild zeigt eine einsame Figur in einer Landschaft, gekleidet in Materialien wie Blätter, Moos oder auch Algen aus der jeweiligen Umgebung.

Ragnhild, Foto aus der Serie Eyes as Big as Plates von Karoline Hjorth und Riitta lkonen.

Einige der Künstlerinnen werden ihre Arbeiten zur Ausstellungseröffnung am Samstag, den 8. Juni von 10 bis 18 Uhr persönlich vorstellen.

  • Schmagold
    Franziska Appel
    Wolfsschlucht 8a
    34117 Kassel
  • Link