Um die traditionell gedeckte Tafel geht es nicht in der Ausstellung „aufgetischt“ des Kunst- und Gewerbevereins Regensburg. Vielmehr um Objekte, „die aus der Reihe tanzen“, verortet zwischen Handwerk, Design, angewandter und bildender Kunst. Neben Werken der Regensburger KünstlerInnen Renate Hönig, Christine Weißenseel, Ludwig Hirtreiter und Susanne Holzinger sind Arbeiten aus Metall, Keramik, Glas und Textil zu sehen. Ihre KreateurInnen aus Deutschland und Italien haben meist an Fach- und Hochschulen für Kunst und Design studiert. Vor allem aber haben sie dazu beigetragen, traditionelle Handwerkskünste wie Gold- und Silberschmieden, Töpferei und Glasmacherei formal und inhaltlich zu erneuern und weiterzuentwickeln, so dass sie heute oft gleichwertig neben anspruchsvollen Werken der freien Kunst bestehen können.
Da gibt es etwa die fantasievollen Löffel von Gabi Veit aus Bozen. Ihre vielfältigen „Geschöpfe“ begegnen den kunstvoll aus dünner Kupferfolie geschmiedeten Schalen der in Passau geborenen Bettina Dittlmann, den tanzenden Silberbechern von Juliane Schölß, Nürnberg, oder jenen aus Kupfer von Antje Dienstbir, Wiesbaden. Ungewohnte „Silberwaren“ bringen Anne Fischer, Nürnberg, und Sarah Cossham, München, auf den Tisch. Formenreichtum plus Funktion bieten die Pfeffermühlen von Isabelle Enders, Nürnberg.
Ein unterhaltsames Potpourri aus Keramik und Glas wartet auf mit skulpturalen Gittervasen von Ute Kathrin Beck, Stuttgart, mit Glasgefäßen von Dagmar Gerke, Hildesheim, inspiriert von einer Reise nach Taiwan, mit amorphen Keramikschalen von Dietlind Wolf, Lübeck, und Keramiken von Maya Fenderl, Halle (Saale), die geometrische und organische Elemente kontrastreich kombiniert. Einen Kontrapunkt setzen die poetischen Objekte aus Glas und Metall der italienischen Schmuckkünstlerin Federica Sala, in denen die Dinge genau das Gegenteil dessen sein sollen, das wir kennen. Dazu gibt es reizvolle Tischdecken und Tücher aus der Siebdruckwerkstatt von Birgit Morgenstern, Lüneburg.
Die Schlichtheit ihrer Formen akzentuiert die Porzellanerin Birgitta Schrader, Reichertshausen nahe München, mit zarten oder auch mal kräftigen Farben. Sie wird sich mit dieser Ausstellung von ihren Kunden verabschieden und danach ihre Arbeit beenden. Die Löffel, Schalen, Teller, Vasen und sonstigen Gefäße könnten genutzt werden, müssten es aber nicht, heißt es aus Regensburg: „Sie spielen mit der Idee des Gebrauchsgegenstandes und hinterfragen dessen ursprünglichen Sinn. Handwerkliche Perfektion trifft auf spielerische Freiheit, während die KünstlerInnen mit Materialien und Techniken experimentieren … Ihre Werke fordern die Betrachter dazu auf, neu zu denken: Was bedeutet es, einen Gegenstand zu nutzen? Wo endet das Handwerk und wo beginnt die Kunst?“ Auch ungekannte sinnliche Erlebnisse seien nicht ausgeschlossen, so die Veranstalter.
Die reizvolle Ausstellung, die Handwerk, Design und Kunst, sinnenreich „auftischt“, ist nicht zuletzt Hannah Rembeck zu verdanken. Durch ihre Galerie für Schmuckkunst in Regensburg kennt sie viele der Protagonistinnen persönlich oder arbeitet mit ihnen zusammen. Regensburg gilt als die besterhaltene mittelalterliche Großstadt an der Donau und zählt seit 2006 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wie schön, dass auch zeitgenössische Kunst und Handwerk hier gefeiert werden.
Am 21. November, 18 Uhr, findet ein „soft opening“ mit Alexandra Hummel statt. Sie haucht dem Tisch durch ihre florale Gestaltung organisches Leben ein und zeigt, wie sich die Wirkung der Exponate verwandeln kann. Am 30. November, 17 Uhr, wird die Ausstellung szenisch und musikalisch bespielt. Ophelia Flassig inszeniert barocke Kompositionen, die einen thematischen Bezug zur Ausstellung aufweisen. Ihr Ensemble löst Bühne und Zuschauerraum auf und taucht die Ausstellung in alte Klänge und neue Bilder.
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Kunst- und Gewerbeverein
Regensburg e.V.
Ludwigstraße 6
93047 Regensburg - Eröffnung 22. November 19 Uhr
Di - So, 12-18 Uhr - Link