Spiritualität ist nicht nur ein Wesensmerkmal von Religionen, sondern auch von ernsthafter Kunst, von gestaltendem Handwerk und anspruchsvollem Design. Aktuelles Beispiel sind die neuen Fenster für bewegtes Licht im Greifswalder Dom, der Taufkirche von Caspar David Friedrich. Entworfen von Ólafur Elíasson, realisiert von den Derix Glasstudios mit mundgeblasenem Tafelglas von Lamberts, Waldsassen. Wie das Glas entsteht, das Tageslicht in leuchtende Sphären verwandelt, beschreibt Ira Mazzoni.
In dem Beitrag von Jörg Johnen über Anita Oettershagen und ihre Werke kommt der Begriff Spiritualität nicht vor. Dennoch kann die Art und Weise, wie sich diese Künstlerin in ihren textilen Werken und Zeichnungen auf die Natur bezieht, als spirituell bezeichnet werden.
In besonderer Weise ist Schmuck mit dem Thema Spiritualität verknüpft. Schmuck steht, wie die ersten Höhlenzeichnungen und Werkzeuge, am Beginn der kulturellen Anfänge der Menschheit. Dabei darf erinnert werden, dass seine Erneuerung nach 1945 u.a. durch die sogenannte Schule von Padua initiiert wurde. Graziano Visintin hat dort seine künstlerische Weihe erhalten und lehrte später dort selbst über 40 Jahre lang. Angela Böck hat den Maestro in seiner Werkstatt besucht.
Curators‘ Choice – Kurzporträts, ausgewählt von führenden KuratorInnen
Visionäre KünstlerInnen aus der ganzen Welt, ausgewählt von namhaften GaleristInnen und MuseumskuratorInnen. Mit diesem Konzept präsentieren wir unseren LeserInnen in jeder Ausgabe von Art Aurea fünf internationale Positionen im Spannungsfeld von Kunst, Handwerk und Design.
Daniel Costa wurde ausgewählt von Barbara Berger, Inhaberin der Galerie handformwerk, Schweiz. Der Südtiroler versteht es, das reiche Erbe handwerklicher Techniken mit innovativen Ansätzen und zeitgenössischer Ästhetik zu verschmelzen. Im Fokus seines Schaffens steht die Faser, ob aus Yak- oder Schafwolle, Brennnesseln oder Holz.
Die in Berlin lebende Schmuckkünstlerin Coco Sung wurde vorgeschlagen von Doreen Timmers, Directorin der Galerie Door, Nijmegen, Niederlande. Coco Sungs Arbeiten bergen eine Fülle spiritueller und kultureller Symbole, die vielschichtige Erzählungen entstehen lassen. Manche ihrer Broschen finden auch in Wandobjekten ihren Platz.
Bettina Køppe, Galeristin von Køppe Contemporary Objects auf Bornholm, Dänemark, hat sich für den Glaskünstler Morten Klitgaard entschieden. Seine plastischen Glasobjekte von sind stark von den rauen Landschaften Norddänemarks inspiriert, in der er aufgewachsen ist. Seine Objekte wirken oft verwittert und lassen die Auswirkungen von Zeit und Natur erahnen.
Mit dem Werk von Zsolt József Simon, präsentieren wir in Curator’s Choice erstmals einen Keramikkünstler aus Ungarn. Der Vorschlag kam von Márkó Zsdrál, Gründer der Zsdrál Art Gallery aus Pécs, Ungarn. Zsolt József Simons keramischen Werke stehen in einem ständigen Dialog zwischen den Extremen. Sie vereinen Bewegung und Stillstand, Unvollkommenheit und Schönheit, Licht und Dunkelheit in einem harmonischen Ganzen.
Joe Hogan aus Irland beweist, dass auch das Korbflechten eine künstlerische Ausdrucksform sein kann, die eine tiefe Verbindung zwischen Mensch, Natur und Geschichte darstellt. Ausgewählt wurde der großartige Korbflechter und Künstler Joe Hogan von Stephen O’Connell, Kurator und Galerist der O’Connell Gallery, Irland.
Interviews
Judith Büthe fotografierte für Art Aurea Anita Oettershagen in ihrem Düsseldorfer Studio. Die Künstlerin beeindruckt mit subtilen Werken aus Textil ebenso wie auf Papier. Kurze Zeit vorher war die Fotografin aus Bochum bei einem Einsatz der Humanity 1 tätig, wo sie als Teil der Crew tatkräftig mithalf, Flüchtlinge auf dem Mittelmeer zu retten. Wie geht das zusammen Judith Büthe, Künstler porträtieren und Menschen vor dem Ertrinken zu retten?
Marc-Jens Biegel ist Goldschmied, Produktdesigner und Inhaber der Goldschmiede Biegel am Frankfurter Börsenplatz. Mit der Zusammenarbeit von Designgrößen wie Tom Dixon, Konstantin Grcic oder Axel Kufus beschritt er neue Wege. Was dies auslöste, wie er heute sein Schmuckgeschäft führt und über die Zukunft der Branche denkt, lesen Sie in der Winterausgabe von Art Aurea.
Review
Die MK&G messe Hamburg. Sie ist neben der Grassimesse in Leipzig die wichtigste Museumsmesse für Kunsthandwerk in Deutschland. Ein Highlight ist auf die erste Einzelschau von Hanne Friis in Deutschland. Die Werke der bedeutenden norwegischen Textilkünstlerin sind bis 27. April 2025 im MK&G zu sehen. Dazu gibt es spannende aufstrebender Talente zu entdecken.
Die Staatspreise Baden-Württemberg 2024. Der Wettbewerb und die damit verbundene Landesausstellung Kunsthandwerk finden alle zwei Jahre statt – diesmal im Kleihues-Bau in Kornwestheim. Alle weiteren Informationen und die Sieger mit ihren Arbeiten sind in der neuen Art Aurea dokumentiert.
15. Westerwaldpreis. Keramik umfasst heute die ganze Bandbreite zwischen funktionalem Gefäß und freier Plastik. Dies zeigen eindrucksvoll die GewinnerInnen ebenso wie die im Keramikmuseum Westerwald in Höhr-Grenzhausen ausgestellten Werke.
In Regensburg wird „aufgetischt“. Um die traditionell gedeckte Tafel geht es nicht in der Ausstellung „aufgetischt“ des Kunst- und Gewerbevereins Regensburg. Vielmehr um
Objekte, „die aus der Reihe tanzen“, verortet zwischen Handwerk, Design, und bildender Kunst. Der Beitrag bildet den fulminanten Abschluss der Ausgabe 58, Winter 2024, von Art Aurea.
Wir wünschen allen KünstlerInnen, ihren Freunden, Kunden und Unterstützern ebenso allen Museen, Galerien und Institutionen, die auf so engagiert Weise diese Kultur vermitteln, Erfolg und Segen für die kommenden, besinnlichen Wochen.
Und danke allen Abonnenten und Anzeigenkunden, die es uns ermöglichen, dabei mitzuwirken.