Den Auftakt zum 75. Gründungsjubiläum des BdK Bund der Kunsthandwerker Baden-Württemberg e.V. machte eine Ausstellung im Haus der Wirtschaft Stuttgart. Sie ist ab 20. Mai im Regierungspräsidium in Karlsruhe zu sehen. „Sie zeigt mit 150 Werken der Mitglieder und ihrer europäischen Gäste die Aktualität, den künstlerischen Anspruch und die Kreativität des Kunsthandwerks im 21. Jahrhundert“, schreibt der Verband. Es werden Objekte aller Werk- und Materialbereiche des Kunsthandwerks und der Angewandten Kunst gezeigt.
Nach Stuttgart wandert die Ausstellung weiter nach Karlsruhe in den badischen Landesteil. Ein umfangreiches Programm mit Führungen, einer Podiumsdiskussion und Satelliten-Events in ganz Baden-Württemberg wird die beiden zentralen Ausstellungen begleiten.
Mit einem außergewöhnlichen und reizvollen Konzept möchte der Verband vermitteln, wie überraschend und vielfältig Kunsthandwerk sein kann mit seinem Reichtum an Fantasie, Sorgfalt und Qualität. Themen wie Ökologie, Qualität, Langlebigkeit und Regionalität sollen dabei eine wichtige Rolle spielen. Aufmerksam auf die besondere Qualität von Kunsthandwerk machen vier Kurzfilme „Ode an das Handwerk“ von Donata Wenders. Bewegte Bilder von Händen und Material lassen die Ausstellungsbesucher am Rhythmus schöpferischer Arbeit teilhaben. Die präzise und feinfühlige Bildsprache begeistert in ihrer großen Ruhe für die Schönheit und Qualität handwerklichen Tuns. Der BdK bedankt sich für diese freundliche Leihgabe der Sächsischen Kunstsammlungen Dresden. https://blog.skd.museum/mediathek/donata-wenders-ode-an-das-handwerk/
Mehr Aufmerksamkeit für das Kunsthandwerk
In einem Begleitwort zum Ausstellungsprogramm schreibt Justus Theinert, Professor für Design, Hochschule Darmstadt: „Es ist an der Zeit, dem Kunsthandwerk mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Kunsthandwerk ist eine der ältesten Säulen der Kultur- und Kreativwirtschaft und damit ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Kunsthandwerk macht durch die Innovationskraft kreativer Arbeit und deren anspruchsvolle Umsetzung die besondere Attraktivität von Handwerksberufen deutlich. Das ist besonders wichtig, weil durch die zunehmende Akademisierung beruflicher Bildung das Handwerk in einem Maße an Ansehen verloren hat, dass es zu einem eklatanten Fachkräftemangel gekommen ist. Kunsthandwerk bildet die Fähigkeit zu intuitiver Kreativität und innovativen Problemlösungen aus und kann so einen wesentlichen Beitrag zu erfolgreicher Digitalisierung leisten. Diese wird dann am besten gelingen, wenn neben den rational-kognitiven auch die analog ästhetischen Kompetenzen gezielt gestärkt werden. Kunsthandwerk ist als künstlerisch interpretiertes Abbild menschlicher Alltagskultur in hohem Maße identitätsstiftend. Regionale Identität wiederum ist Voraussetzung für einen profilierten Standpunkt im Dialog zwischen den Kulturen, der mit fortschreitender Globalisierung an Bedeutung gewinnen muss.“
Am 24. März 2022 um 19 Uhr fand in den Ausstellungsräumen in Stuttgart eine Diskussion zu den Zukunftsperspektiven von Kunst, Handwerk und Kunsthandwerk statt. Den Einführungsvortrag mit dem Titel »On Making« hielt Prof. Andrew Brewerton, zuletzt Rektor des Plymouth College of Art. In der anschließenden Gesprächsrunde wurde die Bedeutung des Kunsthandwerks aus unterschiedlichen Perspektiven erörtert. Gäste waren: Prof. Matthias Wagner K, Direktor des Museum Angewandte Kunst Frankfurt, Schnuppe von Gwinner, Kunsthistorikerin und Kuratorin, Doris Raymann-Nowak, Ehrenobermeisterin der Gold- und Silberschmiedeinnung und stellvertretende Kreishandwerksmeisterin Schwäbisch Gmünd, Prof. Christophe de la Fontaine, Professor für Industrial Design an der Kunstakademie Stuttgart und Peter Haas, Hauptgeschäftsführer des Baden-Württembergischen Handwerkstages. Moderation Prof. Justus Theinert, Hochschule Darmstadt.
Während der Ausstellung in Karlsruhe liegen auch Zeitschriften von Art Aurea aus den Jahren 2020 und 2021 aus. Der Kennenlernpreis von 6 Euro geht als Spende an die Ukrainehilfe.
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Regierungspräsidium am Rondellplatz
Karl-Friedrich-Straße 17
76247 Karlsruhe
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