Uli Biskup: Ein Jahr mit Corona

Wie hat sich Corona bislang in der angewandten Kunst ausgewirkt? Art Aurea fragte die Schmuckgestalterin Uli Biskup aus Neuss.

Art Aurea Was hat das vergangene Corona-Jahr für Sie persönlich und wirtschaftlich bedeutet?
Ursula Biskup Vor allem bin ich froh über meine Werkstatt zuhause, wo ich sicher und ungestört arbeiten kann. Die meisten Galerien und Geschäfte, mit denen ich zusammenarbeite, sind zum Glück bisher auch einigermaßen gut durch die Krise gekommen, so dass ich ausreichend zu tun hatte. Im letzten Sommer wurde sogar deutlich mehr gekauft als sonst – vielleicht statt Urlaub oder auch als Trost. Insgesamt war 2020 für mich wirtschaftlich jedenfalls besser als befürchtet.

AA Welche Reaktionen hat die Corona-Pandemie bei Ihnen ausgelöst?
UB Im Frühjahr 2020, während des ersten Lockdowns, schien nichts mehr wie vorher. Ich fühlte mich auf einmal komplett verloren und abgeschnitten. Einfach ruhig und konzentriert am Werktisch weiterzumachen, ging nicht. Zuerst habe ich den Garten umgegraben und Wildblumenbeete angelegt, dann habe ich Instagram für mich entdeckt. Was sich banal anhört, war für mich eine effektive Maßnahme gegen die Isolation und den Stillstand. In Zeiten geschlossener Museen und Ausstellungen war Instagramm für mich eine Verbindung nach aussen, wo es viel Neues, Interessantes zu entdecken gab. Es war aber auch ein neuer Weg, meinen Schmuck zu zeigen. Oft spontan, selbst fotografiert … inklusive direkter Reaktionen.

AA Und wie ging es weiter, nachdem der erste Schock überstanden war?
UB Im Laufe des Jahres ist mir immer bewusster geworden, welches Glück die eigene Werkstatt und das handwerkliche Arbeiten für mich bedeuten. Und wie gut es jetzt ist, einfach schöne und greifbare Dinge herstellen zu können, die auch anderen Freude machen.

Uli Biskup

Die Arbeit am Goldschmiede-Werktisch erfüllt Ursula Biskup. Aber auch anderen Fertigkeiten wie Nähen, Weben und Sticken gehen ihr leicht von der Hand.

Uli Biskup

Den klar und durchdacht gestalteten Schmuckserien von Ursula Biskup entspricht auch die Ordung ihrer Werkstatt in Neuss.

Uli Biskup

Neben minimalistischen Ketten ist variantenreicher Ohrschmuck das Lieblingsthema von Ursula Biskup.

AA Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf den weiteren Jahresverlauf?
UB Ich gehe davon aus, dass die kommenden Wochen und Monate noch lang werden und konkrete Planungen vorerst sinnlos sind. Meine einzige positive Erwartung ist aber, einmal richtig viel Zeit zu haben. Ich stelle mir das Jahr 2021 wie ein Sabbatical vor, während dem ich ungestört und ohne Termindruck an angefangenen und neuen Sachen arbeiten kann. Momentan bin ich dazu sehr motiviert und voller Ideen – ich hoffe es gelingt mir, diese ‚geschenkte‘ Zeit auch tatsächlich kreativ zu nutzen, und zu genießen.

AA Was sollten wir Menschen insgesamt aus der Pandemie lernen?
UB Das Wichtigste ist erstmal, dass wir alle gesund und zuversichtlich bleiben. Diese Pandemie hat uns bewusst gemacht, wie grundlegend wichtig Gesundheit für unser individuelles Leben und für eine ganze Gesellschaft sind. Außerdem war ich erstaunt, welche extremen Verhaltensänderungen in der Corona-Krise auf einmal möglich waren – die nebenbei auch noch positiv für Klima und Umwelt waren. Ich würde mir wünschen, daß man einiges davon freiwillig beibehalten würde: z.B. umweltschonender reisen, viel weniger fliegen, bewußter, nachhaltiger und regionaler einkaufen und Essen selber kochen.

AA Das wünschen wir uns auch, liebe Uli Biskup. Danke für Ihre Antworten.

Uli Biskup, Schmuckdesign

Bunte Gestaltungsfreude gegegen Corona-Tristesse. Brosche Ziervogel von Uli Biskup.

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