Glück ist kein Dauerzustand und bekanntlich kann Sammeln neurotisch und obsessiv betrieben werden – so wie alles, was der Mensch übertreibt. Doch könnte die Kunst und ein beträchtlicher Teil der Kultur, wie wir sie heute wahrnehmen und schätzen, ohne SammlerInnen kaum existieren. Die Sammeltätigkeit von Museen, Stiftungen und Privatleuten ermöglicht es einem breiten Publikum, Kunst zu erleben – ganz sicher mit ungezählten größeren und kleineren Glücksmomenten.
Glücklich macht das Sammeln natürlich auch so manchen Künstler. Nicht nur, weil Sammler oft die Käufer der Arbeiten sind, sondern „weil damit auch eine Wertschätzung und Pflege der Objekte verbunden ist“, erklärt Tora Urup in einem Interview in unserer neuen Print-Ausgabe zum Thema „Sammeln macht glücklich“. Ihre Glaskunst und zahlreiche andere wundervolle Glasobjekte sind gegenwärtig in der Ausstellung „Eiswasserglas“ im Gewerbemuseum Winterthur zu sehen. Gesammelt hat sie der Hamburger Fotograf Hans Hansen und zeigt sie nun gemeinsam mit den überraschenden Aufnahmen seiner Objekte erstmals der Öffentlichkeit.
Wie erfüllend – um das in letzter Zeit sehr strapazierte Wort Glück mal außen vor zu lassen – Sammeln sein kann, ist auch in einem Beitrag über Rosemarie Jäger zu lesen. Sie hatte bereits in ihrer Jugend begonnen, Löffel zu sammeln. Sehr viel später ist daraus eine Galerietätigkeit geworden, die ganzheitlicher und sinnstiftender kaum sein könnte. Nicht zuletzt deshalb, weil sich diese Galeristin aus dem hessischen Weinort Hochheim mit einem Thema befasst, das besonders pflegebedürftig ist. Künstlerischer Schmuck, Silberschmiede- oder Keramikkunst haben sich, wie alle materialbezogenen Kunstformen, seit Beginn der Moderne aus handwerklichen Traditionen entwickelt. Das wird bis heute oft als Manko empfunden. Doch findet gerade ein Bewusstseinswandel statt.
Auf Auktionen rücken seit einigen Jahren immer stärker Designobjekte und kunsthandwerkliche Arbeiten in den Fokus. So erreichten etwa Keramiken von Klassikern wie Hans Cooper, Lucy Rie oder Axel Salto fünf- und sogar sechsstellige Preise. Namhafte Künstler wie Stirling Ruby, den wir in unserer aktuellen Ausgabe portraitieren, drücken sich gerne mit Keramik aus und auf der Biennale in Venedig sowie der Documenta 14 in Kassel begegnen und durchdringen sich Kunst und Handwerk ohne Berührungsängste. Dies alles trägt dazu bei, einen neuen Blick auf besondere Werke der Handwerkskunst zu werfen. Gelegenheit dazu bieten verschiedene Ausstellungen in diesem Herbst und die neue Messe Tresor contemporary craft, die vom 21. bis 24 September in Basel stattfindet. Dem bewundernswerten Engagement der Geschwister Anthony und Nadine Vischer ist es zu verdanken, dass es jetzt eine hochkarätige Messe für ein Sammelthema gibt, das spannender kaum sein könnte. Anders als im Kunstmarkt können hier auch Normalsterbliche an Spitzenwerke kommen. Einen Überblick finden Sie im Katalog der Tresor, den wir in der aktuellen Ausgabe komplett integriert haben.