Der mit 8.500 Euro dotierte Hessische Staatspreis honorierte zum 67. Mal handgefertigte Unikate. Den ersten Preis erhielt der Holzgestalter und Tischler Hubert Steffe aus Bremen für seine ansprechenden Schneidbretter aus robustem Hirnholz. Die Jury begründet ihre Entscheidung so: „Er beherrscht auf beeindruckende Weise sein Handwerk – die präzise Schreinertechnik und den souveränen Umgang mit Maserung und Farbe. Hier findet Kunst und Handwerk im besten Sinne statt.“ Der zweite Preis ging an Manfred Braun für seine Leuchtobjekte. Die Jury lobte die „angenehme, meditative Wirkung dieses Lichtes. Die Leuchte kann als reines Objekt für sich stehen und vermittelt trotz der Schwere des Materials eine filigrane Leichtigkeit.“ Ein Förderpreis ging an Mareike Beer und ihre von der Natur inspirierten Schmuckstücke. Ebenfalls mit einem Förderpreis ausgezeichnet wurde Saerom Kong aus Seoul/Südkorea und ihre Schmuckstücke aus natürlichen Materialien.
Überkommene Auswahlkriterien
Die Frankfurter Messe war bis in die 1990er Jahre ein herausragendes Schaufenster nicht nur für deutsche und internationale Marken der Konsumgüterbranche, sondern auch für deutsches Kunsthandwerk. Dies ist längst Vergangenheit. Die Präsenz anspruchsvoller GestalterInnen und Werkstätten für Schmuck, Keramik, künstlerisches Glas oder Holz hat seitdem rapide abgenommen und ist inzwischen praktisch bedeutungslos. Das Fähnchen künstlerisch-handwerklicher Fertigung wird lediglich noch von einigen Mitgliedern des Bundesverbandes Kunsthandwerk hochgehalten.
Bis heute ist jedoch die Vergabe des Hessischen Staatspreises für Kunsthandwerk an die Messeteilnahme gebunden. Dies bedeutet, dass ein ehemals renommierter Preis – und zwar der älteste Staatspreis der Bundesrepublik Deutschland – eine äußerst schwache Veranstaltung geworden ist. Hinzu kommt, dass die Siegerarbeiten für die Sammlung des Museums für Angewandte Kunst in Frankfurt angekauft werden und damit eine kunsthistorische Weihe erhalten. Die Verantwortlichen sind gut beraten, schnellstens neue Auswahlkriterien für einen so renommierten Preis festzulegen. Die Präsenz auf einer Messe kann es nur sein, wenn – wie zum Beispiel bei den bayerischen Nachbarn auf der Handwerksmesse in München – durch geförderte Sonderschauen ein angemessener Wettbewerb herrscht. Reinhold Ludwig