Der Weg zu einem Schmuckstück führt nicht selten über Skizzen und Zeichnungen. Losgelöst von den funktionellen und materialbedingten Beschränkungen der Disziplin offenbart sich in ihnen manchmal eine Nähe zu den sogenannten freien Künsten, die bislang nur Insidern bekannt war. Entwurfsskizzen oder -zeichnungen halten spontane Eingebungen und flüchtige Impressionen fest, dienen der Ideenfindung und dokumentieren den Entwurfsprozess von Künstlern wie Designern.
Manchmal geraten sie sogar zu eigenen Kunstwerken und entblößen, vor allem im Rückblick betrachtet, Geist und Seele nicht nur des Autors, sondern auch einer Designära oder Stilepoche. Die Ausstellung Private Confessions offenbart die außergewöhnlichen zeichnerischen und malerischen Talente der bedeutenden Schmuckkünstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Die Auswahl mit 36 Stars der internationalen Szene umfasst rund 400 Zeichnungen, Skizzenbücher, Installationen und Schmuckstücke. Dabei finden sich minimalistische Skizzen und Objekte, kalligraphische Statements ebenso wie narrative Aquarelle bis hin zu opulenten Malereien.
Die Kuratorin Ellen Maurer-Zilioli hat Wegbereiter der zeitgenössischen Schmuckkunst seit 1945 wie Hermann Jünger, Anton Cepka, Manfred Nisslmüller, Bernhard Schobinger oder Giampaolo Babetto ausgewählt ebenso wie renommierte Vertreter der mittleren und jüngeren Generation. Schließlich sind die Arbeiten von Künstlern zu sehen, die sich wie Bruno Martinazzi und Claus Bury auch als Bildhauer einen Namen gemacht haben. Die Schau begleite nicht nur den Schmuckdiskurs, sie erweise sich darüber hinaus vor allem als Gegenkraft und Gegengewicht zu allen funktionellen Beschränkungen und Verpfichtungen der Disziplin, schreiben die Veranstalter. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt sie nicht. „Aber sie schlägt ein völlig neues Kapitel auf für Rezeption und Reflexion dieses Feldes künstlerischer Aktivität, dem zeitgenössischen Autorenschmuck.“ Dem darf man zustimmen. Private Confessions ist ein höchst gelungener Beitrag, die künstlerische Qualität und Vielschichtigkeit dieses Genres in der Kultur der Gegenwart sichtbar zu machen. Begleitend ist ein Katalog bei Arnoldsche Art Publisher mit 220 Seiten und 180 Abbildungen erschienen. Herausgeber sind Michael Buhrs, vom Museum Villa Stuck, München und der Kuratorin und Galeristin Ellen Maurer-Zilioli.
Text Reinhold Ludwig
Photos Coda-Museum
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Coda-Museum
Vosselmanstraat 299
7311 CL Apeldoorn
Niederlande
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