Doerthe Fuchs arbeitet immer in Werkgruppen, in Schmuck-Familien. Die Titel der Arbeiten geben Aufschluss über ihre Vorlieben und die Betrachtung ihrer Welt. Und die ist sehr komplex, voller Phantasie mit vielen Erinnerungen, ständig im Werden, immer im Wandel. Da ist die Rede von Kritzelblümchen, vom Eigenheim, der Baustelle oder dem Paartanz. All das hat sie betrachtet und erlebt. Das bevorzugte Material der Münchner Schmuckkünstlerin ist geschwärztes Silber. Doch finden sich in ihrem Kosmos auch Kaugummipapiere, Rotweingläser, Blechdosen, Pelzreste, Spiegel, Münzen, Glasaugen, Zeitungspapier, Rinderknochen, die Stacheln und Knochen eines Igels, Fuchszähne, Muscheln, Korallenästchen oder der Abguss eines Eidechsenkopfes. Jedes Material und jedes Schmuckstück erzählt eine Geschichte, manche etwas nostalgisch, manche etwas intim, aber alle sehr persönlich.
Beate Brinkmann stellt der Münchnerin in ihrer Ausstellung Sympathie die Berlinerin Svenja John an die Seite. Ihr Material ist seit 20 Jahren das Polycarbonat MakrolonTM. Seitdem hat sie Stück für Stück ihren eigenen Schmuck-Baukasten entwickelt. Am Anfang waren es nur knochenförmige Teile (x-bones), die mit unterschiedlich großen Ringen zu Ketten, Ohrschmuck oder Armbändern verbunden wurden. Im Laufe der Jahre sind es über zehn verschiedene Grundelemente geworden, aus denen die komplexen Schmuck-Baugruppen zusammengesteckt werden. All diese zweidimensionalen Bauelemente werden mit einem CAD-Programm entworfen und dann mittels Waterjet aus der Makrolonfolie geschnitten. Aus diesen Beans, Bones, Butterflies, Bojen, Rackets oder Rockets entstehen dann in einem spielerischen Konstruktionsprozess, komplexe dreidimensionale Schmuckgebilde. Von Zeit zu Zeit wird der Johnsche Schmuck-Baukasten um ein Element erweitert „um neue, verrücktere Konstruktionen zu ermöglichen und natürlich, um den Bastelspaß zu erhöhen.“
Text Reinhold Ludwig
Erschienen in ART AUREA 3-2015
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Galerie Beate Brinkmann
Fasanenstraße 69
10719 Berlin
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