Bewegung, die nachwirkt

Der Schmuckkünstler Friedrich Becker

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Kinetischer Ring, 1977. Edelstahl, synthetischer Korund.

Er verband den Konstruktionswillen des Ingenieurs mit der Kunst des Goldschmieds und Bildhauers. Mit seinem künstlerischen Werk und seinem Wirken als Lehrer gehört Friedrich Becker (1922–1997) zu den prägenden Wegbereitern des modernen Schmucks. Als Gestalter kinetischen Schmucks und großer Objekte sowie als Professor an der Werkkunstschule und späteren Fachhochschule Düsseldorf setzte der Düsseldorfer Goldschmied neue Maßstäbe für künstlerischen Schmuck. Nicht weniger wichtig war sein Einfluss für die Entwicklung des seriellen Schmuckdesigns in der Tradition der Moderne, das besonders im deutschsprachigen Raum die Schmuckkultur in Manufakturen und Ateliers seit den 1970er Jahren verändert hat.

Friedrich Becker war einer der wichtigsten Protagonisten einer künstlerischen Rückbesinnung im Schmuck nach 1945. Seine klare, konstruktivistische Formensprache, die Verwendung unsichtbarer Fassungen mit auswechselbaren Steinen und die Umsetzung der Kinetik im Schmuck erregten in den 1950er und 1960er Jahren internationales Aufsehen. Bis zu seinem Tod setzte sich der Düsseldorfer für die Anerkennung seines Metiers als künstlerische Disziplin ein. Dabei negierte er aber keineswegs dessen Grenzen und Traditionen. Er scheute sich auch nicht, auf Verbandstagungen und Veranstaltungen von Juwelieren aufzutreten, um sich vehement für eine neue Schmuckkultur einzusetzen.

„Kurz vor seinem Tode im Mai 1997 wurde Friedrich Becker als erster Goldschmied in der Geschichte des Royal College of Art, London, zum Ehrendoktor ernannt. Die Nachricht über diese Auszeichnung, die ihn sicher sehr gefreut hätte, erreichte ihn nicht mehr. Becker war eine der genialsten Persönlichkeiten unter den Schmuckkünstlern des 20. Jahrhunderts mit einer großen Ausstrahlung.“ Dr. Rüdiger Joppien

Text Reinhold Ludwig