Für alle Freunde anspruchsvollen Kunsthandwerks hat das GRASSI für Angewandte Kunst eine überragende Bedeutung. Nach dem Aus der MK&G messe in Hamburg ist die alljährliche Grassimesse am letzten Oktoberwochenende (2025 vom 24.–26. Oktober) noch wichtiger geworden. Dabei ist aber nicht zu vergessen, dass das Museumsareal am zentrumsnahen Johannisplatz mit dem Völkerkundemuseum und dem Musikinstrumentemuseum der Uni Leipzig noch zwei weitere Museen beherbergt. Und seit Anfang 2025 gibt es einen neuen spektakulären Ausstellungsraum.

Die begehbare Treppenskulptur Offene Stadt im Grassimuseum des Leipziger Künstlers Thomas Moecker. © GRASSI
Im sogenannten GRASSI Himmel wird am 9. 8. die fast fünf Meter hohe, begehbare Treppenskulptur „Offene Stadt“ des Leipziger Künstlers Thomas Moecker eingeweiht. Auf ihr können Gäste bis direkt unter das Dach des Museums steigen und über den Johannisplatz in Richtung Leipziger Innenstadt schauen.
Zudem startet am 9. 8. 2025 die Ausstellung „Leipzig 1972“ mit Fotografien von Ute Eskildsen und Timm Rautert, ebenfalls im GRASSI Himmel. Treppenskulptur und Fotoausstellung sind kostenfrei zugänglich und können während der Öffnungszeiten des Museums besucht werden.
Der GRASSI Himmel.
Im großzügigen Haupttreppenhaus des Grassimuseums gelangen die Gäste vom Erdgeschoss bis ins 3. Obergeschoss, vorbei an dem einzigartigen Fensterglas des Bauhausmeisters Josef Albers (1888 – 1976). Im Jahr 1929, zur Zeit der Eröffnung des Museums, wurde das dritte Obergeschoss als Ausstellungsfläche genutzt. In der urgeschichtlichen Abteilung des damaligen Völkerkundemuseums begrüßte hier das „Mammut von Borna“ die BesucherInnen. In den Nachkriegsjahrzehnten schnöde vermauert, wurde diese Fläche während der Sanierung des Grassimuseums zwischen 2000 und 2005 als Raum wiedergewonnen und danach vom GRASSI Museum für Völkerkunde zur Präsentation einer Schmucksammlung genutzt.
Danach brauchte es neue Ideen. Ziel war es, die besondere Architektur des Gebäudes noch stärker erlebbar zu machen und die Gemeinschaftsfläche der drei Museen für unterschiedliche Projekte zu nutzen. Durchaus eine Herausforderung für diesen nahezu quadratischen Raum mit seiner enormen Deckenhöhe von 6,50 m, der seither als GRASSI Himmel bezeichnet wird.
Treppenskulptur „Offene Stadt“.
Eine stärkere architektonische und künstlerische Gestaltung des Raumes im Blick, suchte das GRASSI Museum für Angewandte Kunst eine Kooperation mit dem Leipziger Künstler Thomas Moecker. Mit ihm hatte das Museum bereits bei der Umgestaltung des Café-Foyers und der Raumgestaltung einiger Sonderausstellungen wie z. B. „Bauhaus Sachsen“ und „Von Bonnard bis Klemke“ zusammengearbeitet. Thomas Moeckers Idee einer frei im Raum stehenden, rund fünf Meter hohen Treppenskulptur verändert den Raum entscheidend. Dieses
eigenständige künstlerische Objekt „Offene Stadt“ ermöglicht eine neue Perspektive auf das Museum als geistig und räumlich erfahrbare Einheit. 18 Stufen führen bis zu einer kleinen Aussichtsfläche. Geht der Blick während des Museumsbesuchs kaum nach Außen, so reicht er von hier über den Ehrenhof des Museums und den Johannisplatz bis (fast) zum Augustusplatz. Wer auf der Treppenskulptur steht, befindet sich direkt unterhalb der „goldenen Ananas“, die das Museumsdach ziert. Der Sockel der Treppenskulptur dient als Sitzfläche. Hier liegen Kataloge und Informationsmaterial aus. Die „Offene Stadt“ steht als ständige und frei begehbare Präsentation für alle Gäste bereit.
Fotoausstellung „Leipzig 1972“.
Mit der Präsentation der Fotoserie „Leipzig 1972“ von Ute Eskildsen und Timm Rautert startet am 9. 8. 2025 die zweite Fotoausstellung im GRASSI Himmel. Präsentiert werden bis zum 30. 11. 2025 rund 50 Arbeiten des Fotografenpaars. Ute Eskildsen und Timm Rautert durchstreiften anlässlich eines Verwandtenbesuches im Jahr 1972 mit ihren Kameras die Stadt Leipzig.

Plattenbauten und Trabbizeit. Eines der Fotos, das Ute Eskildsen und Timm Rautert 1972 in Leipzig aufgenommen haben.

Fotografie von Ute Eskildsen und Timm Rautert Leipzig, Neumarkt, 1972.
Alltagssituationen der Menschen in ihrer Umgebung standen im Mittelpunkt ihrer schwarz-weiß-Aufnahmen. Damals hatte sich das Paar vorgenommen, die Fotoserie als Ausstellung und Buch zu veröffentlichen. Über fünfzig Jahre hat es nun gebraucht. Jetzt liegt zur Ausstellung auch eine Publikation vor, erschienen im Steidl Verlag und erhältlich im Museumsshop.
Der Eintritt zur Ausstellung im GRASSI Himmel ist kostenfrei.
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GRASSI Museum für Angewandte Kunst
Johannisplatz 5–11
04103 Leipzig - Link