Therese Hilbert und Otto Künzli

Die große Ausstellung im Gewerbemuseum Winterthur, Schweiz, zeigt, was das Paar gestaltet und selbst gesammelt hat.

Seit über 40 Jahren machen die beiden Schweizer Otto Künzli und Therese Hilbert zeitgenössischen Schmuck. Die Schnittmenge liegt in der minimalistischen Strenge, der handwerklichen Präzision und – vor allem bei früheren Werken – in der Radikalität der Stücke. Bei Künzli kommt oft noch eine konzeptuelle, provokative oder humorvolle Note hinzu. Therese Hilbert hingegen befasst sich bis heute mit der Thematik des Körpers bzw. des von einer Außenhaut umgebenen Raums.

Schmuck von Otto Künzli

Otto Künzli, Ring für zwei Personen, 1980. Edelstahl, 2,1 x 12,3 x 0,25 cm

Erstmals werden die Arbeiten der 1948 in Zürich geborenen und seit den 1970er Jahren in München lebenden Künstler gemeinsam präsentiert. Neben dem Schmuck dokumentieren persönliche Sammelobjekte, Fundstücke und zahlreiche Fotografien ein überaus reiches schöpferisches Leben im Kontext von Familie, Freunden und Gleichgesinnten. Mit der Ausstellung setzt das Museum seine 2009 initiierte Reihe &: fort, die den kreativen Dialog von Arbeitsgemeinschaften aus dem Bereich Design beleuchtet. Bei &: Hilbert & Künzli handelt es sich jedoch weniger um eine Designergemeinschaft. Denn Entwürfe für die Industrie hat keiner von ihnen gemacht. Vielmehr zählen beide zu jenen Schmuckmachern, oft auch Autoren genannt, die seit den 1960er Jahren Schmuck als autonomes künstlerischen Medium definieren.

Beide absolvierten in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre an der damaligen Kunstgewerbeschule Zürich (heute: Zürcher Hochschule der Künste ZHdK) ihre Goldschmiedeausbildung. Ihrem gemeinsamen Lehrer Max Fröhlich ging es ebenso wie seinen deutschen Kollegen Karl Schollmayer, Reinhold Reiling, Friedrich Becker oder Hermann Jünger an den Lehrstätten in Pforzheim, Düsseldorf und München darum, die Biederkeit des damaligen Goldschmiedehandwerks sowie die Beliebigkeit des Industrieschmucks zu überwinden. An den Werkkunstschulen und Akademien jener Zeit orientierte man sich nach 1945 an den Kunstströmungen der Gegenwart, an den Idealen des Bauhauses, den Designtheorien der Ulmer Hochschule für Gestaltung oder der durch Max Bill mitgeprägten Konkreten Kunst.

Die daraus resultierende formale Strenge ist beiden Gestaltern bis heute gemeinsam. Nach der Mitarbeit in verschiedenen Werkstätten in Zürich, Bern und München studierten Hilbert und Künzli von 1972–1978 an der Münchner Akademie der Bildenden Künste bei Professor Hermann Jünger. Dessen eher malerisch-kompositorische Richtung und seine Bezüge auf die Goldschmiedekunst der Romanik haben sich kaum in den Werken des Schweizer Gestalterpaars niedergeschlagen. Wie Jünger sind Hilbert und Künzli jedoch Protagonisten einer Schmuckauffassung, die von der Haltung des Machers ausgeht und Schmuck nicht als modisches Accessoire, sondern als ernsthaftes künstlerisches Medium versteht.

Therese Hilbert

Therese Hilbert und Otto Künzli im Gewerbemuseum Winterthur Therese Hilbert und Otto Künzli im Gewerbemuseum Winterthur Therese Hilbert und Otto Künzli im Gewerbemuseum Winterthur Therese Hilbert und Otto Künzli im Gewerbemuseum Winterthur Therese Hilbert und Otto Künzli im Gewerbemuseum Winterthur Therese Hilbert und Otto Künzli im Gewerbemuseum Winterthur Therese Hilbert und Otto Künzli im Gewerbemuseum Winterthur

Otto Künzli

Therese Hilbert und Otto Künzli im Gewerbemuseum Winterthur Therese Hilbert und Otto Künzli im Gewerbemuseum Winterthur Therese Hilbert und Otto Künzli im Gewerbemuseum Winterthur Therese Hilbert und Otto Künzli im Gewerbemuseum Winterthur Therese Hilbert und Otto Künzli im Gewerbemuseum Winterthur

Photos Otto Künzli

Previewbild: Otto Künzli, Anhänger Sumi, 2008. Tusche, Seide, 10,5 x 2,5 x 0,5 cm. Photo Miriam Künzli

  • Gewerbemuseum
    Kirchplatz 14
    8400 Winterthur
    Schweiz
  • Eröffnung 04.06., 16 Uhr
    Einführung Dr. Florian Hufnagl
  • Link