Staatspreis Manufactum 2023

Der seit 1963 vergebene Staatspreis von Nordrhein-Westfalen wurde erneut in sechs Kategorien vergeben.

Erstmals wurde aus dem „Staatspreis für das Kunsthandwerk“ der „Staatspreis für angewandte Kunst und Design im Handwerk“. Die Preise wurden am 27. Mai durch den Schirmherrn, Ministerpräsident Hendrik Wüst, gemeinsam mit der Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie, Mona Neubaur, im großen Sendesaal des WDR feierlich verliehen. „Seit 60 Jahren zeigt der Staatspreis Manufactum eindrucksvoll, wie sich klassisches Handwerk, Kunst und Design zu Neuem und Einzigartigen verbinden lassen“, so Wüst. Insgesamt wählte die Jury aus 312 Bewerbungen 116 Arbeiten aus. Eine Preisjury entschied im Anschluss über die Vergabe der Staatspreise in den sechs Kategorien. Die nominierten Arbeiten sind vom 27. Mai bis zum 13. August 2023 in einer Sonderausstellung im MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln zu sehen. Hier haben die Besucher zudem die Möglichkeit, sich für ihr „Lieblingsstück“ zu entscheiden und über einen Publikumspreis abzustimmen. Mit insgesamt 60.000 Euro ist Manufactum einer der bedeutendsten Preise seiner Art in Deutschland. Wettbewerb und Ausstellung wurden im Auftrag der Landesregierung NRW von der Beratungsstelle für Formgebung der Handwerkskammer Aachen, Gut Rosenberg, durchgeführt. 

Kategorie Bild- und Druckmedien – „Sunflowers Will Still Grow“ 

Über Nacht wurde ein Altenheim in eine Flüchtlingsunterkunft umgewandelt, um die aus den Kriegsgebieten ankommenden Menschen zu beherbergen. Die Annäherung an diese neuen Nachbarn beginnen die beiden Geschichtenerzähler Saurabh Narang und Anastasiia Reshetnyk aus Gummersbach mit einer Serie von Portraitaufnahmen. Die Fotografien vermitteln mit Licht und ihrer Dunkelheit auf subtile Weise gleichzeitig Einsamkeit und Zusammenhalt, Würde und Verletzlichkeit, Liebe und Hoffnung. „Durch den Einsatz des Mediums Fotografie in seiner ganz ursprünglichen Bedeutung – dem Zeichnen mit Licht – wird das Wesentliche des Moments, die menschliche Würde und die innere Stärke jedes Einzelnen wahrnehmbar“, so die Jury. 

Kategorie Kleidung und Textil/ „Das Manuskript“ 

Die Leverkusenerin Irina Kolesnikova hat sechs Gewebeteile präzise aneinandergesetzt. Fließende Linien, Schriftzeichen und großzügige Pinselschwünge auf verblasstem Grund bilden eine Art Palimpsest: Was wie mit dem Pinsel aufgetragen zu sein scheint ist feinstes Gewebe. Das zeitaufwändige Weben eines Gobelins steht im Gegensatz zu dem flüchtigen Motiv einer Tuschezeichnung. Die Jury war berührt von der anmutigen und zarten Webarbeit, in der Irina Kolesnikova präzises handwerkliches Können mit künstlerischer Souveränität vereint.

Kategorie Möbel – „HangOn“ 

Die einzelnen Scheiben des Raumteilers aus Hainbuchenfurnier von Susanne Beyer sind in senkrechter Reihung mittels Baumwollbändern und feinen Ebenholzstäbchen aufgefädelt. Jede Scheibe besteht aus zwei Lagen Furnier, die um 90 Grad verdreht miteinander verleimt sind. Diese Technik erzeugt eine Spannung und verformt das Holzes konkav-konvex. Mit acht Reihen aus jeweils 27 Scheiben nebeneinander erschuf die Kölnerin einen filigranen, flexiblen Raumteiler, der beidseitig eine hohe ästhetische Wirkung entfaltet. Lichteinfall transformiert die dünnen Holzscheiben zu einem diaphanen Material, das durch Luftbewegung oder Berührung ein sensibles Eigenleben entwickelt.

Kategorie Objekt und Skulptur / „Gitterwerk“

Das Metallobjekt von Hans Leo Simons aus Alsdorf ist als Schutzgitter für eine Reliquienkammer konzipiert. Einfache Flachstähle sind schräg eingeschnitten, die entstandenen dreieckförmigen Ausschnitte um 90° gebogen. Aneinander gereiht entsteht eine serielle Flächengestaltung mit dreidimensionaler Tiefenwirkung. Horizontale und vertikale Linien, das Davor und Dahinter verschmelzen und der Flachstahl wird zur komplexen plastischen Komposition, die mit Licht und Schatten, Transparenz und Tiefe spielt und so die gewünschte Schutzwirkung erzeugt. 

Kategorie Objekt und Skulptur Sonderpreis / Closed Vessel 9

Wilfried Grootens aus Kleve hat 35 industriell gefertigte Weißglasscheiben bemalt, geschichtet und miteinander verklebt. Dadurch werden die Reflektionsflächen der einzelnen Scheiben aufgelöst und eine große räumliche Tiefe erreicht. Je nach Perspektive erlebt der Betrachter Überraschungen, die das zuvor empfundene Bildereignis in Frage stellen. Die Jury war von der meisterlichen Umsetzung und der poetischen Wirkung des Objektes beeindruckt und zeichnete es mit dem Sonderpreis aus.

Kategorie Schmuck / Lightness 

Zwei dünne Gefäßkörper, verbunden durch eine Silberkette, halb geschwärzt, zeigen das handwerkliche Können von Heike Schirmer. Durch das Falzen der Flächen, dem Prinzip des Papierfaltens folgend, eröffnen sich geometrische Räume. Das Schmuckobjekt kommt ohne Erhitzung und Löten aus und behält so seine ursprüngliche Materialhärte, die dem Konstruktionsprinzip zugrunde liegt. Der spielerische Umgang mit Form und Technik aus verschiedenen Gewerken, der Raum für Assoziationen lässt, überzeugten die Jury.

  • Museum für Angewandte Kunst
    An der Rechtschule 7
    50667 Köln
    Deutschland
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