Nach Keramiklehre und Industriedesign-Studium in München entdeckte Ulrike Umlauf-Orrom, geboren 1953, bei ihrem Masterstudium am Royal College of Art in London das Material Glas für sich.
Ihre ersten Arbeiten waren frei geblasene tropfenförmige Objekte mit sandgestrahlten Texturen, sensibel ausbalanciert und geschliffen. Als nächstes widmete sie sich dem Sandguss, der ihr größere gestalterische Freiheiten ermöglichte. Es entstanden poetische Skulpturen, die durch unterschiedliche Oberflächen, Farb- und Metalleinschlüsse verschiedene Deutungen zulassen. Der Wunsch, autark in ihrer Werkstatt zu arbeiten und Glas heiß zu verformen, führte sie schließlich zur eigenen Variante des Glasfusings. Dabei werden mit farbiger Emaille eingefärbte Glasscheiben in einem Brennofen verschmolzen und geformt.

Glasschale von Ulrike Umlauf-Orrom. Durch vielfältige Schichtungen, Lufteinschlüsse und Überschneidungen der Farbfäden erzielt sie Gefüge von großer Dichte und Tiefe.

Wellenobjekt von Ulrike Umlauf-Orrom, 46 x 38 x 6 cm, 2010. Arbeiten wie diese sind inspiriert von japanischen Stoff- und Papiermustern, deren Reihung, Spiegelung und Symmetrie.
Seit ihrem Studium in London, wo Ulrike Umlauf-Orrom japanische Gebrauchskunst kennenlernte, ist sie von der Komplexität japanischer Textilien inspiriert. So entsteht bei ihren Fusing-Arbeiten Glas von beinahe stofflicher Qualität durch parallel verlaufende oder sich überkreuzende Farblinien. Bei expressiveren Varianten wird die Glasfläche durch Gitterstrukturen aufgebrochen und belebt. Bei den Polsterobjekten – sie sind von den Verstärkungsplättchen der Samurai-Rüstungen inspiriert – werden beim Fusing-Prozess Lufttaschen eingeschmolzen. Dadurch erhält die visuelle Dreidimensionalität der Fläche auch ihre haptische Qualität.

Glasschale „Balance”, erzeugt mittels Fusingtechnik, 28 x 28 x 15 cm, 2013. Auch Bezüge zur Op-Art klingen in den Objekten von Ulrike Umlauf-Orrom an.

Japanische Textilkunst mit ihren Farben und Mustern ist eine stetige Inspirationsquelle für Ulrike Umlauf-Orrom.
Ulrike Umlauf-Orrom hat an zahlreichen internationalen Ausstellungen teilgenommen und ist mit ihren Arbeiten in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. 2001 erhielt sie den Bayerischen Staatspreis, 2005 den Gedok FormART-Preis. Eine besondere Ehre war 2019 die 5. Einladung zum International Kanazawa Glass Prize in Japan, der alle drei Jahre verliehen wird.
Die Retrospektive im Bayerischen Kunstgewerbeverein zeigt Werke von hoher Qualität im Spannungsfeld von Kunst, Handwerk und Design. Ob die Vernissage am 28. Mai stattfinden kann, ist noch offen.
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