BKV-Preise 2017 für Junges Kunsthandwerk

Drei deutsche Schmuckgestalterinnen und eine koreanische Keramikerin vom Bayerischen Kunstgewerbeverein ausgezeichnet.

Katrin Feulner aus Pforzheim, Inhwa Lee aus Seoul und Helen Habtay aus Idar-Oberstein sind die Gewinnerinnen der BKV-Preise für Junges Kunsthandwerk 2017. Eine Belobigung ging an Anne Lengnink aus Wismar. Gefordert waren handwerkliche Qualität und eine eigenständige künstlerische Gestaltung. Insgesamt gingen 104 Bewerbungen aus 18 Ländern ein.

Katrin Feulner, Halsschmuck 1603, 1602, 1607

Katrin Feulner, Halsschmuck 1603, 1602, 1607, 2016. Eisen, Stahl

Die Halsketten von Katrin Feulner zeigen ihre Materialität und Fertigungstechnik und transzendieren sie zugleich, so die Begründung der Jury. Eisen und Stahl, teilweise aus gefundenen Objekten, werden mit höchster Sicherheit für Proportion und Oberflächen zu intensiv blauschimmernden Schmuckstücken, die an die Collanen von Ritterorden erinnern. Mittelstücke, Kettenglieder und Verschlüsse sind aus den gleichen Formen entwickelt und mit raffinierter Reduktion konstruiert. Klare Konturen und besonders die äußerst präzise, aber nie sterile Ausführung der Oberflächen lassen das schlichte Material überaus kostbar erscheinen.

Inhwa Lee, Gefäße Memory of Emotions

Inhwa Lee, Gefäße Memory of Emotions, 2016. Porzellan

Memory of Emotions nennt Inhwa Lee ihre Porzellanobjekte, die technische Artistik mit einer ungewöhnlichen Ästhetik verbinden. Auf der Drehscheibe entstehen extrem dünnwandige, zylindrische Porzellangefäße. In weiteren Bearbeitungsschritten werden auf rechteckigen Feldern Wandstärken und Oberflächen so variiert, dass sie in unterschiedlichem Maße Licht durchlassen und reflektieren. Diese optisch wie haptisch ungewöhnlichen Gebilde stehen in der Tradition koreanischer Keramik, lassen aber auch an die in Europa einst beliebten Lithophanien denken, die hier ganz in konstruktivistische Formen transponiert wurden, so die Jury.

Helen Habtay, Halsschmuck Hi, SciFi

Helen Habtay, Halsschmuck Hi, SciFi, no 1, no 8, no 4, 2016. Rosenquarz, Kupfer, Leder

Hi, SciFi ist eine Halsschmuck-Serie von Helen Habtay, die eine verstörend biomorphe Ästhetik entfaltet. Kupferrohre, die mit ihrer porigen Mattierung und Rosévergoldung eine durchaus hautartige Oberfläche erhalten, verbinden sich miteinander, teils mit Fittings, wie Installateure sie benutzen, teils wie Gedärme ineinander wachsend. Sie fassen massive Rosenquarz-Ronden, welche die organischen Formen fortsetzen. Als Trägerelement dienen farblich abgestimmte, gefütterte Lederschläuche. Diese massive und radikale Neuinterpretation des Colliers geht mit dem Körper der Trägerin eine überraschend schlüssige Verbindung ein, soweit die Begründung der Jury.

Anne Lengnink, Halsschmuck Circumclusion, Paradoxon, Mammae masculinae

Anne Lengnink, Halsschmuck Circumclusion, Paradoxon und Mammae masculinae, 2016. Stahl, Porzellan, Textil, Hanfseil, Latex, Schrumpfschlauch

Eine Belobigung erhielt Anne Lengnink, deren Colliers spielerisch Grenzen und Widersprüche überwinden: von Organischem und Anorganischem, Vergänglichem und Beständigem, Konvention und Tabu, so die Begründung der Jury. Das Perlencollier Circumclusion weist übergroße Porzellanperlen auf, die teilweise wie in der Anatomie durch Gelenkkopf und Kugelpfanne miteinander verbunden sind. Ein schnöder Gummizug hält sie zusammen. Im Halsschmuck Paradoxon fassen und verbinden Latexschläuche drüsig geformte Porzellanperlen, deren reines Weiß in einem rosa Hautton ausläuft. Um den Hals getragen, wippen, schwingen und klingen die Porzellankörper. Sprödigkeit und Flexibilität verbinden sich, ebenso wenn die Stahlkäfige von Mammae masculinae mit klaren geometrischen Formen organoide Barockperlen aus Porzellan einschließen und umfangen.

Die dotierten Preise sollen den beruflichen Werdegang der Preisträger auch finanziell unterstützen. Die Ausschreibung wendet sich an junge KunsthandwerkerInnen unter 35 Jahren, die am Beginn ihrer beruflichen Entwicklung stehen, aber ihre Ausbildung bereits abgeschlossen haben. Die Ausschreibung ist international und an alle Gewerke gerichtet.

  • Bayerischer Kunstgewerbeverein e.V.
    Galerie für Angewandte Kunst
    Pacellistraße 6-8
    80333 München
    Deutschland
  • Montag–Samstag 10–18 Uhr
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