Rätselhafte Kompositionen aus Schaufensterpuppen, Kleidungsstücken und ausgefallenen Requisiten begegnen uns derzeit im Museum für Moderne Kunst, Frankfurt. Isa Genzken, 1948 in Bad Oldesloe geboren und eine der einflussreichsten zeitgenössischen Künstlerinnen, präsentiert ihre neuen Arbeiten unter dem Titel New Works. Die Ästhetik der nach ihrer großen Retrospektive in New York entstandenen, wohlkomponierten Werkgruppe Schauspieler aus den Jahren 2014 und 2015 ist reizvoll, entblößt gegenwärtige Konsumgewohnheiten, lässt viele Fragen offen, verstört. Was ist das für eine merkwürdige Interaktion, die sich zwischen den starren Akteuren entwickelt, die sich schweigend in Kreisen zusammenschließen? Welche soziale Struktur wird hier ausgestellt? Wenn es eine soziale Gruppe sein soll, dann eine, in der jedes Mitglied einen anderen Aspekt unserer teils absurden Welt repräsentiert. Die Kinderfiguren tragen übergroße Schuhe, manche der Schauspieler sind an Stellen entblößt, die der westliche Mensch in der Öffentlichkeit gerne verdeckt. Bei den Kleidern handelt es sich teils um die abgetragene Garderobe der Künstlerin. Eine Figur wirkt mit Maske, Kopfbedeckung und Football-Schulterpolstern, als wollte sie sich unbedingt schützen. Aber wovor? Vielleicht vor den Mächten, die andere Protagonisten bereits mit grellem Klebeband geknebelt haben. Dass eine der Puppen mit nacktem Unterleib und rot besprühten Genitalien am Boden liegt, unterstützt die Interpretation, dass der Besucher hier Zeuge von Szenarien der Fremdbestimmung, Ohnmacht und Entfremdung wird. Sind dies Inszenierungen realer Bedrohungen? Für Genzken selbst, die bis 1993 mit dem Maler Gerhard Richter verheiratet war, ist die aus rund 40 Figuren sowie mehreren Boden- und Wandarbeiten bestehende Ausstellung sowohl Reflexion unserer Gegenwart als auch ihrer eigenen Biografie.
Text Agata Waleczek
Photos Museum für Moderne Kunst, Frankfurt
- —
-
MMK Museum für Moderne Kunst
Domstraße 10
60311 Frankfurt am Main - Link