Art Aurea Du stellst seit vielen Jahren mit der Galerie Ra auf der Collect in London aus. Warum warst Du in diesem Jahr nicht vertreten?
Paul Derrez In diesem Jahr hat die Galerie Ra nicht mitgemacht, weil die letzten Jahre nicht erfolgreich genug waren. Die Teilnahme ist auch sehr stressig und teuer. Wir haben uns statt in London im Februar zum ersten Mal auf der Rotterdam Contemporary, einer Kunstmesse, präsentiert. Das war sehr angenehm und erfolgreich. Dieses Jahr war auch die Frame in München auf der IHM sehr angenehm und extrem erfolgreich. Vom 27. bis 31. Mai sind wir auf der KunstRai in Amsterdam. Diese Kunstmesse ist auch immer gut sehr gut für uns. Im November wird Ra dann noch mit Büchern auf der Sieraad in Amsterdam präsent sein.
Art Aurea Die Galerie Ra war eine der ersten Galerien für Avantgarde-Schmuck weltweit. Daneben warst Du immer als Künstler aktiv. Wie lässt sich das vereinbaren?
Paul Derrez Die Amsterdamer Galerie Sieraad (1969–1975), in der ich als Praktikant gearbeitet habe, wurde wegen diesem Prioritäten-Konflikt beendet. Als ich mit Ra 1976 anfing, habe ich mir vorgenommen, dass die Galerie für immer erste Priorität haben sollte. Auch der Namen sollte neutral sein und nicht den Eindruck einer Werkstatt in der Galerie erwecken. Diese Klarheit machte es erträglich, gewisse Perioden nicht in meiner Werkstatt zu arbeiten. Mit Disziplin und Freude habe ich so über die Jahre ein Oeuvre aufgebaut – das öffentliche der Galerie und das private meiner Arbeiten ergibt eine schöne Bilanz.
Art Aurea Vom 1. November 2015 bis 17. Januar 2016 findet im CODA Museum in Apeldoorn die Ausstellung Paul Derrez, Maker, Schmuck und Objekte 1975–2015 statt. Bedeutet das nicht auch, dass Schmuckkunst in den Niederlanden als Kunstform anerkannt ist?
Paul Derrez Das CODA Museum profiliert sich sehr stark als Schmuckmuseum. Wir brauchen keine Anerkennung als Kunst. Wir suchen Anerkennung als kulturell bedeutungsvoller Schmuck!
Interview Reinhold Ludwig