Ein Symposium über Schmucktheorie – spannend oder langweilig? Das kommt sicher zu großen Teilen darauf an, ob man Lust auf Theorie hat. Das bilinguale SchmuckDenken-Symposium in Idar-Oberstein vereint Diskussionswillige: Am 18. und 19. Oktober finden sich Wissenschaftler und Schmuckkünstler aus Europa ein, um sich beim 11. Idar-Obersteiner Formdiskurs 2014 die Köpfe über die Thematik zu zerbrechen.
Im Mittelpunkt stehen dieses Jahr Überlegungen zu Kunst zwischen Muße und sozialer Verantwortung. Die These: Die Globalisierung und die Zuspitzung wirtschaftlicher und ökologischer Krisen haben ein neues Bedürfnis nach Muße und Kontemplation wachsen lassen. Im Idealfall entstehen daraus Kreativität und ein neues Bewusstsein. Achtsames und nachhaltiges Handeln sind eine mögliche positive Konsequenz. So schön das erst einmal klingt, kann die negative Folge aber auch der Rückzug von den Problemen sein.
Was haben solche Überlegungen mit Schmuck zu tun? Bei näherer Betrachtung viel. Man denke nur an den Künstler, der fernab jeden gesellschaftlichen Kontexts schöpferisch tätig ist. Er vertut die Chance, relevante Themen in seinen Arbeiten aufzugreifen und Verantwortung gegenüber der Gesellschaft zu übernehmen – eine Funktion, die er durchaus erfüllen kann.
Es wird also um das Spannungsfeld zwischen Ästhetik, Verantwortung und Ökonomie gehen. Unter Titeln wie Ästhetische Erfahrung und das gute Leben oder Eine Vision vom Homo oeconomicus zum Homo aestheticus referieren Philosophen, Psychologen, Geisteswissenschaftler, Schmuckkünstler. Wem das am Wochenende zu theorielastig erscheint, der kann auf Ausstellungen ausweichen, die parallel stattfinden. Giampaolo Babetto zeigt Schmuck und Zeichnungen aus 40 Jahren, David Huycke präsentiert Objekte und die Hochschule Trier nutzt den Anlass, um aktuelle Arbeiten von Studenten aus der Fachrichtung Edelstein und Schmuck auszustellen.
Text Agata Waleczek