Gut designte Flüchtlingshilfe

„Cucula“ schafft mit Möbelbau-Projekt Perspektiven für Flüchtlinge

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Stuhlserie Botschafter. Foto Verena Brüning.

Wenn Menschen ihre Heimat verlassen und vor Krieg oder Armut nach Deutschland fliehen, gestaltet sich die Ankunft für viele äußerst schwierig. Nicht zuletzt die großen bürokratischen Hürden sind für Flüchtlinge, die in Deutschland bleiben und hier arbeiten möchten, oft unüberwindbar. Hier setzt der Berliner Verein Cucula an und leistet Hilfe zur Selbsthilfe. Und zwar mit einem ganz praktischen Konzept: Flüchtlinge werden angeleitet, in einer Kreuzberger Werkstatt Möbel zu bauen. Cucula – Refugees Company for Crafts and Design versteht sich als Modellbetrieb, der Flüchtlinge dabei unterstützt, an ihrer beruflichen Zukunft und der gesellschaftlichen Stigmatisierung entgegenzuarbeiten. Die Werkstücke basieren auf den Entwürfen der Serie Autoprogettazione (1974) des italienischen Designers Enzo Mari. Alle Möbel sind aus Kiefernholz von Hand gefertigt, die Stuhlserie Botschafter besteht aus dem Holz von Flüchtlingsbooten, die in Lampedusa angekommen sind.

Moussa, Ali, Saidou, Maiga und Malik stammen aus Niger und Mali. Auf der Flucht vor gewalttätigen Konflikten, Hunger und Perspektivlosigkeit haben sie ihre Heimatländer schon vor vielen Jahren verlassen. Extrem abenteuerlich waren die Wege, auf denen sie über Lampedusa schließlich nach Berlin kamen, wo ihre Hoffnung auf Bildung und Arbeit anfangs enttäuscht wurde. Nach fast eineinhalb Jahren ohne legalen Aufenthalt und ohne Arbeitserlaubnis im Camp auf dem Kreuzberger Oranienplatz dann endlich eine Perspektive: Aus einem Möbelbau-Workshop im Kulturhaus Schlesische 27 entstand Cucula.

Keiner der fünf Männer aus Afrika hat vorher jemals Möbel gebaut. Handwerkliche Vorkenntnisse seien kein Auswahlkriterium gewesen, erklärt Corinna Sy, die als Designerin das Team unterstützt. Es gehe beim Projekt vielmehr darum, den Flüchtlingen konkrete Hilfestellungen zu leisten und sie beispielsweise auf einen Hauptschulabschluss vorzubereiten. „Durch die Unterstützung von Enzo Mari und seine Bedeutung in der Designgeschichte werden sie auch auf dem Markt ganz anders wahrgenommen,“ meint Sy. Die einfachen, auf dem Do-it-yourself-Ansatz fußenden Pläne Enzo Maris eignen sich besonders dafür. Mari selbst ist übrigens begeistert vom Projekt und räumte dem Cucula-Team unlängst die Rechte ein, seine Entwürfe zu nutzen, nachzubauen und weiterzuentwickeln.

Die jungen Männer sind bisher nicht im Betrieb angestellt, sie hospitieren nur, ohne Geld zu verdienen. Das soll sich aber ändern. Dank einer Fundraising-Aktion kamen in kurzer Zeit 70.000 Euro zusammen. Mit Erreichen dieser Fundingschwelle ist der Grundstein für die Betriebsgründung gelegt und mit fünf gesicherten Ausbildungsstipendien sollen Ali, Saidou, Moussa, Malik und Maiga nun auf einer stabilen Grundlage eine Aufenthaltserlaubnis beantragen.

Weitere Informationen zu Cucula und Hinweise, wie Sie spenden können, finden Sie hier.

Text Annika Reith

Das <em>Cucula</em>-Team. Foto Verena Brüning.
Das Cucula-Team. Foto Verena Brüning.
Tisch <em>Tavolo Rettangolare X</em>. Foto Verena Brüning.
Tisch Tavolo Rettangolare X. Foto Verena Brüning.
Tisch <em>Tavolo Rettangolare Grid</em>. Foto Verena Brüning.
Tisch Tavolo Rettangolare Grid. Foto Verena Brüning.
Bauplan von Enzo Mari aus dem Jahr 1974.
Bauplan von Enzo Mari aus dem Jahr 1974.
Kinderbank und Stuhl. Foto Verena Brüning.
Kinderbank und Stuhl. Foto Verena Brüning.
Besticht durch Einfachheit: Das <em>Cucula</em>-Logo. Foto Verena Brüning.
Besticht durch Einfachheit: Das Cucula-Logo. Foto Verena Brüning.