Natürliches und Künstliches provoziert und inspiriert Yong Joo Kim und Yoshie Enda gleichermaßen. Durch ihre Kunstfertigkeit und Neugier hauchen die beiden Künstlerinnen neues Leben in alltägliche und industrielle Materialien. Die Galerie Reinstein|Ross in New York stellt ihre Arbeiten zur Zeit in der Schau Naturaficial : The Jewelry of Yong Joo Kim and Yoshie Enda aus, die noch bis zum 17. April läuft. Kim arbeitet mit Klettverschlüssen aus der Industrie, um ihre skulpturalen Schmuckstücke zu fertigen. Für ihre tragbaren botanical monuments (botanischen Denkmäler) mischt Yoshie Enda getrocknete Blumen und Kräuter mit Harz.
Nach ihrem Umzug aus Seoul, wo Kim geboren wurde, ins kleinere Providence in Rhode Island, ertappte sie sich bei einer Entschleunigung. Sie nahm sich Zeit, das Banale und Alltägliche zu schätzen. Kim begann, sich weniger auf wertvolle Materialien zu konzentrieren, die „für den Anfang wundervoll waren“ und fing an, mit dem „Gewöhnlichen und Unedlen“ zu experimentieren. Der Klettverschluss wurde vom schweizer Ingenieur Georges de Mestral entwickelt, nachdem er die Kletten näher untersucht hatte, die während seiner Wanderungen durch die Alpen regelmäßig im Fell seines Hundes hängen blieben. Kim untersuchte das Potential des Materials, indem sie die Verschlüsse schnitt, rollte, bog und vernähte, wobei sie seine „versteckte Schönheit durch einen Prozess der Umgestaltung“ entdeckte. Kims Mission ist es, mit ihrer Kunst auf die Gesellschaft zu wirken, indem sie gängige Vorstellungen von Schönheit hinterfragt. Ihre Arbeit erforscht auch „wie tragbare Kunst bedeutsame Fragen und Zwiegespräche über Vertrauen, Schönheit, Werte und Empathie provozieren kann“. Im Wesentlichen sind wir alle Teilnehmer dieses Experiments, wenn wir uns dazu entschließen, uns mit ihren Kreationen zu schmücken.
Die Natur und der kreative Umgang mit Materialien sind auch Ausgangspunkte von Yoshie Endas Arbeit. „Blumen blühen für einen kurzen Moment herrlich auf und verwelken schließlich. So ist die Natur, aber ich fühle Mitleid mit der flüchtigen Schönheit der Blumen“, gibt Enda zu. Im Versuch, das Leben der Blume zu verlängern, setzt sie ihnen ein „Denkmal“, indem sie trockene Blumen und Kräuter mahlt und mit Harz mischt. Während des Prozesses fügt Enda natürliche Farben hinzu, um einen hell-zu-dunkel-Farbverlauf zu erreichen, der zum Markenzeichen ihrer Arbeiten geworden ist. Durch die Reflora-Arbeiten hat Enda, deren Stücke in Lady Gagas Video Born This way (2011) zu sehen waren, Blumen intensiv erforscht, wobei sie sich für sechs Pflanzen entschied, die ihre natürliche Farbe behalten, wenn sie mit Harz gemischt werden. „Ich möchte, dass mein Schmuck durch Zeit und Raum reist und noch einmal aufblüht“, sagt sie. Endas romantische Ideen und zarte Materialien stehen in krassem Kontrast zu den geometrischen Formen ihrer Broschen und Halsketten. Mit Reflora bietet die im japanischen Saitama geborene und lebende Künstlerin eine zeitgenössische Sichtweise von memento mori an – der Sterblichkeit alles Lebendigen.
Die Galerie Reinstein|Ross wurde in New Yorks modischem Meatpacking District als ein Veranstaltungsort zur Ausstellung progressiver Kunstschmuck-Arbeiten gegründet. Es wird aber auch Bildende Kunst mit Bezug zu Schmuck, wertvollen Steinen und Metallen ausgestellt. 1985 gegründet, widmet sich Reinstein|Ross hochkarätigem Gold, Edelsteinen und klassischen Goldschmiedetechniken.
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Reinstein|Ross Gallery
30 Gansevoort Street
New York, NY 10014
USA - Link