Die amerikanischen Sammlerinnen, die Miriam Künzli bei der Aktion Wer trägt meine Kunst? während der Münchner Schmucktage für Art Aurea fotografierte, spielen in einer eigenen Liga. Sie sind Expertinnen, sammeln seit Jahrzehnten anspruchsvolle Schmuckkunst und kennen die KünstlerInnen oft persönlich. Vor allem aber tragen sie die gewagtesten, größten Stücke voller Lust und mit stolzem Selbstbewusstsein, das hierzulande selten ist. Lediglich in Holland und Luxemburg gibt es einige SammlerInnen, die dank der Pionierarbeit der Galerien RA aus Amsterdam und Marzee aus Nijmegen hier mithalten können, zumindest was die Qualität und Größe der Stücke angeht. Marie-José van den Hout von der Galerie Marzee hatte die Sammlerinnen auch für die Fotokunstaktion eingeladen.
Nancy Olnick, New York, begann das Sammeln zeitgenössischen Schmucks mit Künstlern aus Padua. Gemeinsam mit Ihrem Mann Giorgio Spanu besitzt die Amerikanerin auch eine Sammlung mit italienischem Muranoglas aus dem 20. Jahrhundert sowie eine Sammlung italienischer Arte Povera. Zur Zeit baut das Paar ein eigenes Sammlermuseum für ihre Olnick Spanu Collection in New York. Nancy Olnick trat mit einem Stück von Stefano Marchetti auf: „Stefanos Arbeit mag ich ganz besonders wegen ihrer architektonischen Qualität, auch bedingt durch die Verwendung industrieller Details. Ich finde dieses Stück sehr kraftvoll, dennoch fühlt es sich leicht an und ist perfekt ausgeführt“, so die Sammlerin.
Susan Cummins aus Tiburon, Kalifornien, ist Vorstandsmitglied des Art Jewelry Forums, eine US-amerikanische Vereinigung zur Förderung der Schmuckkunst. Zu ihrem Collier von Dorothea Prühl aus Titan und Stahl erklärt sie: „Ich liebe Dorotheas Arbeit und habe viele ihrer Stücke in meiner Sammlung. Ich denke, dass sie eine der intelligentesten und sensibelsten Schmuckmacherinnen der Welt ist. Das ist eine wunderschöne Edition für meine Kollektion.“
Deedie Rose aus Dallas, Texas, trägt einen beeindruckenden Halsschmuck von Levan Jishkariani, der 2013 seinen Bachelor Abschluss in Idar-Oberstein gemacht hat. Zu ihrer Entscheidung sagt die Kunst- und Schmucksammlerin: „Ich habe diese Arbeit gekauft, weil sie sehr stark ist und ich die Art zu schätzen weiß, wie sich in ihr geometrisches, durchsichtiges Plastik mit natürlich verwittertem Holz verbindet. Ich mag die riesige Größe, auch wenn ich keine große Person bin.“
Marion Fulk aus Little Rock, Arkansas, hat sich für einen Halsschmuck der Pforzheimer Schmuckkünstlerin Iris Bodemer entschieden: „Ich mag die Gegenüberstellung der wertvollen und unedlen Materialien in diesem Stück.“ Auch die Geschichte hinter dem Stück war wichtig für Ihre Entscheidung. „Das Fell stammt von einem Mantel, der der Großmutter der Künstlerin gehört hat. Ich habe die Arbeit gekauft, weil sie mich ansprach. Die Künstlerin ist aber auch eine wundervolle Person und es ist schön, eine Verbindung zu ihr zu haben: die Macherin und die Sammlerin.“
Susan Beech aus Tiburon, Kalifornien, ist seit 20 Jahren Schmucksammlerin. Sie kam gleich zusammen mit der italienischen Künstlerin Barbara Paganin: „Wenn immer ich ein einzigartiges Schmuckstück sehe, das mich mit seinen Materialien und Formen begeistert, möchte ich es genau betrachten, tragen und ausstellen, so dass ich es immer ansehen kann“, erklärt sie. „Barbaras Arbeiten sah ich erstmals vor 15 Jahren. Ich habe verschiedene Stücke von ihr. Sie sind handwerklich so gut gemacht. Die Details sind immer so wunderbar.“
Die Schmucksammlerin Lois Boardman aus Pasadena, Kalifornien, war vielleicht die witzigste Schmuckträgerin bei der Aktion von Art Aurea in der Akademie der Bildenden Künste in München: Zu ihrem Halsschmuck von Afke Golsteijn, Amsterdam, mit dem Titel I earned my wings, sagt sie: „Ich dachte, das ist eine sehr befreiende Sache. Jetzt wo ich älter werde, möchte ich fliegen. Ich habe mir meine Flügel verdient. Es fühlt sich gut an.“
Text Reinhold Ludwig
Fotos Miriam Künzli