Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2022 zum „Internationalen Jahr des Glases“ erklärt. Damit wird ein Werkstoff gewürdigt, der seit vielen Jahrtausenden das Leben der Menschen nachhaltig beeinflusst. Mit zahlreichen Aktivitäten wird in diesem Jahr darauf hingewiesen, welche Bedeutung das Glas für uns alle hat. Die Geschichte seiner Herstellung und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten stehen dabei im Mittelpunkt. Glas ist für viele Anwendungen im täglichen Leben unersetzlich und spielt auch für zahlreiche Zukunftsthemen wie z.B. Klimaschutz und CO2-Reduzierung eine wichtige Rolle.
Um den Werkstoff Glas weiterhin entsprechend zu würdigen, präsentiert das Glasmuseum Immenhausen als erste Sonderausstellung im Jahr 2022 „Lichtes“ mit Arbeiten von Alkie Osterland, Schwäbisch Gmünd, und Cornelius Réer, Nürnberg. Dabei verzichtet der Nürnberger Glasmacher auf kunsthandwerkliche Artistik. Dennoch stecken seine Arbeiten voller Raffinesse. Alkie Osterland formt das Glas durch Zusammenschmelzen in einer kompakten Negativform. Fragen an die beiden Künstler nach ihren Inspirationen.
Bei allen Unterschieden im Ansatz, Selbstverständnis und technisch-handwerklicher Arbeitsweise – was verbindet Sie beide?
Alkie Osterland Wir haben jeder für sich eine unübersehbare Präferenz für transparentes Glas, sei es farbig oder klar. Die Durchsichtigkeit, Reflektion und Schattenwirkung sind unser gemeinsames Werkzeug, um einen lebendigen Umgang mit dem Material zu erreichen.
Cornelius Réer Die Gemeinsamkeit besteht auch darin mit Lust neue Dinge zu entwickeln. Je mehr Erfahrung wir haben umso leichter und prompter geht das.
Welche Bedeutung hat für Sie die Transparenz und das Licht, das auch im Titel der Ausstellung erscheint?
C.R. Gefäße sind per Definition Dinge, in die man etwas hineingibt. Sei es ein Material oder hier eben Licht. Ob die Dinge für den Gebrauch bestimmt sind oder wie Objekte wirken sollen, führt zu unterschiedlichen Ergebnissen. Aber jedes Stück hat Farbe, Licht und Volumen. Damit zu arbeiten ist ein emotionales wie auch planerisches Vergnügen. In der Lichtmischung entstehen weitere Farben und auch farbige Schatten. Spannend sind die Lichträume innerhalb eines Volumens. Und die Wirkung bleibt nicht nur im Gefäß, sie strahlt und reflektiert darüber hinaus.
A.O. Die Wandarbeiten zeigen lichtdurchflutete, freundlich-farbige Landschaften. Sie sind reliefartig strukturiert, aber auch durchbrochen und meist in Grün und Blau gehalten und ausschließlich aus transparentem Glas. Manche der Titel verweisen auf die Schrecken eines konkreten Ortes. Ich arbeite allerdings sehr gerne allein mit klarem Glas, wie bei den Wolkenbildern. Sie sind erst auf den zweiten Blick erfassbar und müssen sich allein durch ihre Masse und Reflektion im Raum behaupten.
Neben der Lichtwirkung stellt sich auch die Frage nach der Formgebung?
C.R. Die Form führt zur Funktion, und umgekehrt. Was macht eine angenehme Handhabung aus? Was kann man tun, um die langweilige Haptik eines glatten Materials zu beleben? Meine Trinkgefäße haben nicht die Aufgabe zu beeindrucken. Sie dürfen aber gerne in den täglichen Gebrauch eingehen, weil man erkennt, dass Mundrand, Griffigkeit und Farbe einfach stimmen. Bei meinen objekthaften Arbeiten geht es darum, durch Weite und Verengung spannende Lichtwirkungen zu erreichen. Aber allen Einzelteilen bleibt die Möglichkeit zur autonomen Funktion. Sie sind ambivalent, objekthaft wie auch funktional.
A.O. Meine Wandobjekte wirken aufgrund der Farbgebung und des Horizonts zunächst wie Landschaftsbilder. Tatsächlich sind sie aber reliefhaft strukturiert. Die so entstehenden Verdichtungen der Farbe und die bewegte, gewölbte Oberfläche variieren die Bildwirkung stark, abhängig vom Blickwinkel. Der Abstand zur Wand schafft einen farbigen Schatten, ein Abbild im Hintergrund, das in den Durchbrüchen sichtbar ist. Leichtigkeit, Flüchtigkeit und Uneindeutigkeit finde ich überaus reizvoll. Interview Wolfgang Schmölders
Immenhäuser Glaspreis 2022
Vom 21. Mai bis 17. September 2022 findet anschließend die Ausstellung zum Immenhäuser Glaspreis statt. Der Wettbewerb wird in dreijährigem Rhythmus vergeben. Titel der achten Ausgabe ist „GLAS 2022“. Teilnehmer sind nur in Deutschland lebende und arbeitende Glaskünstlerinnen und Glaskünstler mit Arbeiten aus dem Bereich Studioglas, Flachglas und innovatives Hohlglas.
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Glasmuseum Immenhausen
Am Bahnhof 3
34376 Immenhausen
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