Das südfranzösische Agde liegt unweit von Montpellier in der Region Languedoc-Roussillon. 550 vor Christus wurde die Küstenstadt an der Mündung des Flusses Hérault unter dem Namen Agathe Tyche, etwa „die gute und glückliche Fügung“, von den Griechen gegründet. Im Norden durchquert der Canal du Midi mit seinem einzigartigen rundem Schleusenbecken die historische Stadt. Der Canal ist seit 1996 als Unesco-Weltkulturerbe geschützt. Durch die Versandung liegt die Altstadt heute vier Kilometer landeinwärts. Durch die Errichtung von Cap d´Agde, einem beliebten Touristenzentrum mit Jachthafen und künstlicher Lagune, wurde die Stadt inzwischen wieder mit dem Mittelmeer verbunden. Das Naturistenzentrum von Cap d´Agde ist eines der größten in Europa.
Agde, das heute knapp 30.000 Einwohner zählt, kann auf eine bedeutende Geschichte zurückblicken. Auf die Griechen von Massalia (heute Marseille), folgten im Jahr 49 v. Chr. die Römer. Im 5. Jhd. wurde in Agde ein Bistum errichtet, dessen erster Bischof den Märtyrertod erlitt. Im Jahr 475 eroberten die Westgoten die Stadt, gefolgt um 500 von den Alamannen. 725 kamen die Sarazenen und 737 verwüstete Karl Martell die Stadt. Die heute noch bewunderte Kathedrale Saint-Etienne wurde 872 begonnen und 1453 vollendet. Zu den viel bewunderten Bauwerken von Agde zählt der Leuchtturm Mont-Saint-Loup, das Schloss Laurens im Stil des Art déco und zahlreiche historische Häuser.
Die „Galerie la Perle Noire“ im Zentrum von Agde am Place Molière 6 wurde 2012 von der „Communauté d’agglomération Hérault Méditerranée“ gegründet. Ziel war es, die Kunst, Künstler und Kunsthandwerker in die Innenstadt von Agde zurückzuholen und damit die Stadt wieder zu beleben. Denn wie in allen Innenstädten hatten sich ihre Geschäfte geleert, heißt es aus Agde. Die Galerie La Perle Noire macht jedes Jahr zwei Ausstellungen mit Gemälden, Skulpturen und anderen Kunstwerken. Sie ist Ausgangspunkt für einen Rundgang durch die Ateliers der Perle Noire, in denen mehr als 30 Künstler untergebracht sind. Die Galerie mit Künstlerateliers wird von Catherine Mutelle von der Communauté d’agglomération geleitet. Die Künstlerateliers werden entweder von der Agglomeration vermietet oder können gekauft werden. Die Miete der Werkstätten beträgt lediglich 15 Euro pro Monat.
An der gegenwärtigen Ausstellung mit dem Titel „Lettre aimée – Les écritures du monde“ [Geliebtes Zeichen – Schriften der Welt] nehmen 50 KünstlerInnen aus 13 Ländern teil. Das Spektrum umfasst verschiedene Kunstgattungen von der Skulptur über Gemälde bis hin zu zeitgenössischem Schmuck. Kuratiert wurde der Schmuckbereich von Jean-Yves Lemignot. Doch geht es in der Ausstellung nicht nur um einzelne Zeichen, sondern um die Entwicklung der Schrift als Mittel menschlicher Kommunikation. So schreibt Armel Ferroudj-Bégou in einem Text zur Ausstellung: „Alles beginnt tief in einer Höhle. Einige Höhlenmalereien … dann kommen die Zeichnungen und schließlich, nach Zehntausenden von Jahren, die lang erwartete Schrift. Ein freigeistiger Charakter, ein mutiges Gesicht und ein strahlendes Auge. Die Geburt der Kalligrafie.“Von nun an werde der Mensch überall und von allem schreiben. Nicht nur aus Notwendigkeit, sondern um geliebt zu werden. „Und sollte sich ein Brief in seinen verehrten Begleiter verlieben, ein Juwel. Offenbarung, Erklärung.“So würden 20 SchmuckgestalterInnen aus aller Welt gemeinsam mit den KünstlerInnen Südfrankreichs diese geheimnisvolle Gemeinschaft feiern, heißt es. „Während im Raum der Galerie Gemälde ‚schweben‘, ‚verstecken‘ die Vitrinen kostbare Schätze. Eine mystische Begegnung, von Tinte bis Gold …“Auch wenn dies in unseren deutschen Ohren etwas blumig klingen mag, die Ausstellung und das Konzept machen neugierig. Und sicher würde auch so mancher an Auszehrung leidenden Innenstadt in Europa eine „Galerie la Perle Noire“ sehr guttun.
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Lettre aimée – Les ecriture du monde
Galerie la Perle Noire
6, place Molière – 34300 Agde
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