Sein Schmuck in Form von Miniaturplastiken erscheint humorvoll, sinnlich und comicartig überzeichnet. Doch verbirgt sich dahinter eine intensive philosophische Auseinandersetzung vor allem mit der Antike. Manfred Bischoff (1947–2015) gilt als einer der wichtigsten und innovativsten Schmuckkünstler unserer Zeit. Der in seiner Wahlheimat Italien verstorbene Goldschmied wurde in Schömberg im Schwarzwald geboren. Nach seiner Lehre studierte er Schmuckgestaltung bei Reinhold Reiling an der Fachhochschule für Gestaltung in Pforzheim sowie Goldschmiedekunst bei Hermann Jünger an der Akademie der Bildenden Künste in München. Manfred Bischoffs Arbeiten sind in vielen Privat- und Museumssammlungen weltweit anzutreffen. Der in Florenz ansässigen Goldschmiedeschule Alchimia hat Bischoff in den zwölf Jahren seiner Lehrtätigkeit zu großem internationalen Ruf verholfen und eine Vielzahl von jungen Goldschmieden mit dieser Handwerkskunst vertraut gemacht. Bei Kollegen war er hoch angesehen.
Die Galerie Handwerk zeigt zu Ehren Manfred Bischoffs im März 2017 anlässlich der Internationalen Handwerksmesse in München Arbeiten von 1980 bis kurz vor seinem Tod. Vor allem von seinem Frühwerk werden zahlreiche Schmuckstücke zu sehen sein, zudem Zeichnungen, Gouachen und persönliche Gegenstände aus seinem Haus in der Südtoskana. Dabei arbeitet die Galerie Handwerk mit Rike Bartels zusammen, die Manfred Bischoffs Nachlass in München verwaltet. Insgesamt werden aus diesem Archiv rund 80 Schmuckstücke zu sehen sein. Sie dokumentieren die verschiedenen Schaffensphasen und typische Handschrift, die Manfred Bischoff ab den 1990er Jahren zu einem eigenen künstlerischen Stil entwickelt hat. Dieser wird von den drei Ebenen „Schmuck, Zeichnung und Titel“ bestimmt, wie es Cornelie Holzach im Katalog des Schmuckmuseums Pforzheim für die Ausstellung „Personale: Manfred Bischoff“ im Jahr 2006 formuliert hat.
Besonders deutlich weisen die Stücke der 1980er Jahre Bezüge auf zu den Stilmerkmale jener Zeit in den Bereichen Graffiti, Schriftkunst und Comic. In ihrer Zeichenhaftigkeit und Klarheit vereinen sie bereits Symbolhaftes und Narratives. Unverwechselbar sind fein komponierte Broschen aus dünnen, zum Teil stark farbig lackierten Drähten mit Stäben, Dreiecken und Zickzacklinien. Ebenso die wie gezeichnet wirkenden Porträts aus schwarzen Drähten. Den künstlerischen Höhepunkt erreichte Manfred Bischoff jedoch mit seinen Goldblecharbeiten ab den 1990er Jahren. Sie gehören heute zu den begehrtesten Sammlerstücken im zeitgenössischen Schmuck. Dabei erweist sich der Goldschmied als wahrer Geschichtenerzähler, denn zu den meisten Arbeiten gibt es beschriebene Blätter mit einem Titel, einer Anspielung, einem Zitat oder einem Gedanken Bischoffs. Philosophie, Literatur, Psychologie, Liebe, Erotik und immer wieder Anspielungen auf die Antike, vielleicht ein Sehnsuchtsort Manfred Bischoffs, machen diese Stücke so einmalig, ungewöhnlich und spannend. Die Kombination aus Goldblech mit dem zarten Rosa der Koralle, die für Bischoff von großer Symbolbedeutung war, erzeugen die Stimmung seines einzigartigen Stiles.
In einem weiteren Teil der Ausstellung führen Schmuckkünstler, die Manfred Bischoff in freundschaftlicher oder kollegialer Weise verbunden waren, mit ihren Arbeiten einen Dialog mit seinem Werk. Die Gruppe von 17 international renommierten Schmuckkünstlern wird ihren Ausstellungsbeitrag als Hommage an Manfred Bischoff ausrichten. Viele haben dafür eigens neue Schmuckstücke gestaltet. Eingeladen wurden von der Galerie Handwerk Giampaolo Babetto, Johanna Dahm, Georg Dobler, Gabi Dziuba, Hermann Jünger, Kadri Mälk, Bruno Martinazzi, Erico Nagai, Francesco Pavan, Dorothea Prühl, Rámon Puig Cuyás, Gerd Rothmann, Hubertus von Skal, Bernhard Schobinger, Peter Skubic, Robert Smit und Graziano Visintin. Zur Ausstellungseröffnung am 8. März 2017 sprechen die Freunde und Sammler Manfred Bischoffs, Helen Drutt aus New York und Karl Bollmann aus Wien.
Text Wolfgang Lösche
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Galerie Handwerk
Max-Joseph-Str. 4
80333 München
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