Das Streben nach Vollkommenheit ist charakteristisch für japanische Handwerkskunst. Doch weiß jeder fernöstliche Meister – inzwischen sind es viele Meisterinnen –, dass Vollkommenheit ein unerreichbares Ideal bleiben muss. Darauf verweist der Titel der Ausstellung Unvollkommen vollkommen bei Eva Maisch mit zehn japanischen GestalterInnen und Manufakturen. Charakteristisch für alle ist die formaler Sicherheit, oft gepaart mit schlichter Klarheit. Der Ausdruck von Vollkommenheit, der umso stärker wird, je reduzierter die Werke sind, ist das Resultat der unermüdlichen, oft lebenslangen Vertiefung eines Themas. Nicht selten wird das Wissen von Generation zu Generation weitergereicht. Ein weiterer Aspekt macht die Ausstellung mit Schmuck, Gefäßen, Lack- und Textilkunst zum kulturellen Erlebnis. Zum einen sind Werke zu sehen, die, wie in Japan üblich, durch regionalspezifische Einzigartigkeiten geprägt sind. So die Keramiken von Hiiro Daikura aus Bizen oder die Holzgefäße von Yamaichi mit Urushi-Lack aus Kiso. Zum andern sind KünstlerInnen vertreten, die durch ihr Studium in Europa westliche Erfahrungen mit japanischen Denken verbinden, so wie die SchmuckkünstlerInnen Mari Ishikawa, Jiro Kamata und Mirei Takeuchi. Der Designer von Suzuan, Hiroyuki Murase, überträgt die Technik des Wringens, Drückens und Drehens – in Japan Shibori genannt – in zeitgemäße Produktlinien. In ähnlicher Weise greift Kazumi Nagano in ihrem Schmuck traditionelle Textiltechniken auf und schafft daraus zeitgemäße Stücke von hoher künstlerischer Qualität. Insgesamt zeigt die Ausstellung den gegenwärtigen Wandel japanischer Handwerkskunst, die von modernen Designideen und den Begegnungen zwischen Ost und West befruchtet wird.
Text Reinhold Ludwig
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Eva Maisch Schmuck
Sterngasse 5
97070 Würzburg - Link