Galerie Handwerk München – natürlich schön

Die Frühlingsausstellung offenbart die Schönheit von Materialien in der zeitgenössischen Handwerkskunst.

Die Natur spielt in der bildenden und angewandten Kunst seit der Aufklärung im 18. Jahrhundert eine wichtige Rolle. Im anspruchsvollen Kunsthandwerk hatten natürliche Materialien und ihre Bearbeitung schon immer eine besondere Bedeutung. Das langsam erwachende ökologische Bewusstsein unserer Zeit rückt die bedrohte Schönheit der Natur verstärkt in den Fokus. Sie zeigt sich in der Wertschätzung von natürlicher Materialität und Farbigkeit, in der Bewunderung der Strukturen von Wasser, Erde, Feuer, Luft und den mit den Naturerscheinungen des Lichtes, des Sternenhimmels, der Flora und Fauna.

Franziska Schmid-Burgk, Galerie Handwerk

Gefäße von Franziska Schmid-Burgk in der Ausstellung Natürlich schön in der Galerie Handwerk, München.

Irina Razumovskaya, Galerie Handwerk

Irina Razumovskaya, Keramikoberflächen, die an ausgetrocknete Erde erinnern.

Jerome Hirson, Galerie Handwerk

Jerome Hirson, Keramikgefäß in Erdfarben.

In der Galerie Handwerk, München, können die BesucherInnen gegenwärtig die Schönheit von Materialien und deren handwerklicher und künstlerischer Bearbeitung bewundern. 39 europäische Gestalterinnen und Gestalter präsentieren ihre Werke aus Glas, Holz, Keramik, Metall, Papier, Stein, Schmuck und Textil. Die Auseinanderzusetzung mit der Natur im zeitgenössischen Kunsthandwerk bildet einen spannungsvollen Gegensatz zur digitalisierten Welt. Sie ist scheinbar notwendig und unverzichtbar für eine menschliche Welt, in der die Suche nach dem Schönen wieder an Bedeutung gewinnt.

Auffallend sind die vielen Facetten der Werkstoffe, das Spiel mit den Oberflächen und die natürliche Farbigkeit der Arbeiten. Gerade in der Einfachheit liegt oft die Kunst und das Schwierige und zwingt zur meisterlichen Beherrschung des Metiers. Ascheglasuren, handgewebte Leinentücher, große gedrechselte Holzschalen, kühle, golden schimmernde Glasringe, Papiere aus Sellerie- oder Flachsfasern, Töpfe aus Speckstein, geschmiedete Messer, flüsternde Gefäße aus Silber oder Dornenlöffel sprechen alle Sinne an.

Gabi Veit, Galerie Handwerk

creatura nennt die Südtirolerin Gabi Veit ihre vieldeutigen Löffel. Hier ein Beispiel in Holz mit Rosendornen. Sie werden als Kunstobjekte gesammelt. ©grund.photo.

Die natürliche Schönheit und ihre Bewahrung

Künstlerisches Handwerk pflegt seinem Wesen nach zumeist einen achtsamen Umgang mit den Stoffen der Natur. Bleibt zu hoffen, dass die Ausstellung auch dazu anregt, sorgsamer mit diesem großen Schatz umzugehen. Denn die Natur ist heute von einem beispiellosen Artensterben und dem Klimawandel in ihrer Existenz bedroht. In den vergangenen 30 Jahren haben wir allein in Deutschland 80 Prozent unserer Insekten verloren. Schuld daran sind die industrialisierte Landwirtschaft, der Flächenfraß, der wachsende Verkehr aber auch der Sauberkeitswahn, der sich in montonen Rasenflächen in Parks und Gärten offenbart. Der Sinn für „natürliche Schönheit“ ist großen Teilen der Bevölkerung einschließlich der politisch Verantwortlichen offenbar verlorengegangen. Ihn zurückzugewinnen, ist auch eine Aufgabe von Kunst und Handwerk.

Annemarie O'Sullivan, Galerie Handwerk

Annemarie O’Sullivan stellt zeitgenössische Körbe mit alten Korbmachertechniken her.

Die TeilnehmerInnen

Anne Andersson, Elblinnen, Renate Balda, Fritz Baumann, Adam Buick, Edmond Byrne, Chanyeon Cho, Eddie und Margaret Curtis, Gabi Ehrminger, Anne Fløche, Klemens Grund, Mònica Guilera Subirana, Joseph Harrington, Beate von Harten, Emmanuel Heringer, Jérôme Hirson, Eleanor Lakelin, Tomasz Niedziółka, Annemarie O’Sullivan, Julia Obermaier, Papierwerk Glockenbach, Hans-Henning Pedersen, Sarah Powell, Othmar Prenner, Irina Razumovskaya, Henny Riedl, Hervé Rousseau, Jochen Rüth, Franziska Schmid-Burgk, Bernhard Simon, Nelly Stein, Laurenz Stockner, Laura Stracke, Sam Tho Duong, Adi Toch, Gabi Veit, Friederike Zeit Narum.

  • Galerie Handwerk
    Max-Joseph-Straße 4
    80333 München
    Deutschland
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