Lotte Reimers‘ jüngster Bilderbogen

Zur Werkschau der Keramikerin Lotte Reimers vom 2. bis 24. September 2017 in Deidesheim

Lotte Reimers, Keramik

Die Keramikerin Lotte Reimers in ihrer Werkstatt in Deidesheim. Foto Miriam Künzli

Der Monat September steht im Jahreslauf für den Herbstbeginn. Damit verbunden ist die Vorstellung von üppigen Früchten, von Reife und Erntezeit. Da passt es gut, dass Lotte Reimers diesen Monat seit Jahren für ihre Werkschau wählt. Denn das, was ihre Freunde und Sammler auch in diesem Jahr vom 2. bis 24. September erwartet, sind wunderbar reife Arbeiten, gediehen im Verlauf eines Jahres, wie die Früchte eines Rebstocks – immer etwas anders als im Vorjahr, aber doch eindeutig in der Sorte.

Lotte Reimers, Keramik

Spitz-Form auf asymmetrischem Grund. Foto ad lumina, Ralf Ziegler

Ein ausgewählter Sammler-Kreis erfährt vorab per „Bilderbogen“, was die 1932 in Hamburg geborene und jetzt in der Pfälzer Weingemeinde Deidesheim lebende Keramikerin seit Herbst 2016 neu geschaffen hat: Es sind Keramiken, mit Glasuren in gediegenen Erd- und Naturfarben, kraftvoll und monumental, würde- und geheimnisvoll, spannungsreich aber auch wohl proportioniert. Die neuen Arbeiten von Lotte Reimers verweisen auf längst vergangen Kulturen, erinnern an Pagoden, Behausungen und abstrahierte Menschenfiguren – manchmal auch etwas bedrohlich und düster – oder an Bauten von Insekten. Hier und da wird die Liebe und Verbundenheit von Lotte Reimers zur Kunst der australischen Aborigines sichtbar, wobei stets die Idee der Moderne dominiert.

 Lotte Reimers, Keramik

Hohe Form auf eckigem Grund mit Terrassen-Haube. Foto ad lumina, Ralf Ziegler

Lotte Reimers, Keramik

Gefäß mit „Atemloch“. Foto ad lumina, Ralf Ziegler

Den Auftakt der von Hand modellierten Gefäßplastiken im neuen 44-seitigen Bilderbogen macht die „Spitz-Form auf asymmetrischem Grund“, die mit ihrer Kegelform, anthrazitgrau, rostrot und ockerfarben glasiert, an die überhöhte Spitze eines erkalteten Vulkans erinnert. Die darauf folgende „Hohe Form auf eckigem Grund mit Terrassen-Haube“ und das gegenübergestellte Gefäß mit „Atemloch“ treten farblich deutlich weniger dramatisch auf. Fast spielerisch erscheinen auf den sich überlagernden und durchdringenden Glasuren die schmalen Streifen wie einzelne Tentakel, die  Glasurtropfen hinterlassen haben. Weitere Arbeiten im Art Aurea-Profil von Lotte Reimers.

Zu Beginn des Bilderbogens findet der Leser auch ein Bekenntnis über die Mühen und Leiden sowie die motivierenden Erlebnisse der 85-jährigen Künstlerin im vergangenen Jahr. Lotte Reimer berichtet von der „Sehnsucht, endlich wieder Ton in den Fingern zu fühlen und Neues zu bilden“ und von der Panik, „weil meine Kräfte so schnell schwinden …“ Beim Aufräumen ihrer Werkstatt habe sie dann vier schön beschriftete alte Deckelgefäße aus Glas mit Aschen von Ulme, Gerste, Weißdorn und Torf gefunden, schreibt sie. Schön, dass diese der Natur entnommenen Extrakte nun in den jüngsten Werken von Lotte Reimers verewigt sind.

Lotte Reimers, deren Arbeiten in vielen öffentlichen Sammlungen vertreten sind, gehört zu den Keramikerinnen, die nicht nur mit ihrem Material Keramik, sondern auch mit ihrem kulturellen Engagement als Stifterin ein einzigartiges Werk geschaffen hat. Wir hoffen auf eine Reihe weiterer Bilderbögen dieser Art. Reinhold Ludwig

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